Autobranche:Streit vor der Fusion

Inside Renault SA Auto Plant As Spirit Of Merger Looms

Logo von Renault: Das Unternehmen produziert weniger Fahrzeuge, ist aber profitabler als Fiat Chrysler.

(Foto: Andrey Rudakov/Bloomberg)

Noch bevor sie offiziell über ihren Zusammenschluss verhandeln, ringen Renault und Fiat Chrysler heftig um die Macht im künftigen Konzern.

Von Leo Klimm, Paris

Vor der Fusion steht der Machtkampf: Kurz vor einer Grundsatzentscheidung über den Zusammenschluss von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Renault streiten beide Seiten um die Verteilung der Gewichte im künftigen Konzern.

Spannungen gibt es vor allem um die Bewertung von Renault in dem Angebot des Fiat-Chrysler-Konzerns, das zumindest in der Theorie eine Fusion unter Gleichen vorsieht - also einen Kapitalanteil von 50 Prozent für jedes der Unternehmen. Frankreichs Regierung verlangt vom italienisch-amerikanischen Verhandlungspartner, den Pariser Autohersteller höher zu bewerten als bisher geplant, heißt es in Kreisen des Wirtschaftsministeriums. Außerdem fordert die Regierung, die mit 15 Prozent des Kapitals Hauptaktionär von Renault ist, dauerhafte Garantien zum Erhalt von Jobs und Werken in Frankreich. Die Zeitung Les Echos hatte zuvor Stimmen aus dem Umfeld von FCA zitiert, das Angebot sei "nicht verhandelbar". Berichten zufolge könnte Fiat Chrysler nun aber doch Zugeständnisse machen, um sich die Zustimmung der Franzosen zu sichern. An diesem Dienstag entscheidet der Renault-Verwaltungsrat über die Aufnahme "exklusiver Verhandlungen". Vor Fusionen markiert dieser Schritt oft eine Vorentscheidung zugunsten eines Zusammenschlusses.

Das Konglomerat wäre größer als die heutigen Weltmarktführer Volkswagen und Toyota

Durch ihre Verschmelzung würden Renault und FCA zum drittgrößten Autohersteller der Welt. Rechnet man die japanischen Partner Nissan und Mitsubishi hinzu, mit denen Renault bereits verflochten ist, wäre das Konglomerat sogar größer als die heutigen Weltmarktführer Volkswagen und Toyota. Nissan allerdings erklärte am Montag, man werde die Verbindung mit Renault "grundsätzlich überprüfen", sollten die Franzosen mit FCA fusionieren.

Wichtigster Aktionär des künftigen Konzerns soll die Fiat-Erbenfamilie Agnelli werden. Sie besitzt 29 Prozent am FCA-Konzern, der wiederum an der Börse höher bewertet wird als Renault. Der französische Hersteller verkauft weniger Autos - ist aber profitabler. Auch deshalb fordert Frankreichs Regierung zusätzlich zu einer von FCA schon zugesagten Sonderdividende eine höhere Bewertung von Renault. Eine andere Sorge gilt den Fabriken: Die Fiat-Stammwerke in Italien sind schwächer ausgelastet als die französischen Renault-Fabriken. Frankreich will verhindern, dass aufgrund der Machtverteilung die Renault-Werke unter einer möglichen Rationalisierung zu leiden haben.

Hauptargument für die Fusion sind Einsparungen, die sich durch die Kombination der Hersteller erzielen lassen. Die FCA-Führung beziffert sie auf jährlich fünf Milliarden Euro. Sollte das Angebot, das sie jetzt vorlegt, bei Renault an diesem Dienstag keine Zustimmung finden, gibt es wohl eine zweite Chance: Der Renault-Verwaltungsrat plant für Donnerstag vorsichtshalber eine weitere Sitzung.

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