Autobranche:Bedauern über Rücktritt

Der Autolobbyverband VDA befindet sich im Richtungsstreit. Der VW-Konzern soll unzufrieden mit der Arbeit des VDA gewesen sein, gar bereits einen Nachfolger für Bernd Mattes gesucht haben, der Ende des Jahres gehen will.

Von Max Hägler, Frankfurt/München

Der Rücktritt kam unerwartet und ganz zum Schluss, das heißt es von verschiedener Seite: Am Donnerstagnachmittag hatte Bernd Mattes noch die Vorstandssitzung des Autolobbyverbandes VDA geleitet. Man hatte sich zusammengefunden auf dem Messestand von BMW, nach einem Mittagessen. Über die Zukunft der Automesse IAA diskutierten die Manager, über den Umgang mit der Kritik an der Autoindustrie, über die Zukunft der Branche überhaupt in diesen unruhigen Zeiten. Ganz am Ende dann sagte der VDA-Präsident: Er werde das Amt zum Jahresende aufgeben.

Mattes hatte die Aufgabe erst im vergangenen Jahr übernommen und stand von Anfang an unter Beschuss: Zu wenig sichtbar agiere der frühere Chef von Ford Europa, kritisierten manche. Und dann die Debatte um die eigene Messe IAA: Es fehlen dieses Jahr wichtige Hersteller mit ihren Ständen, und der Dialog mit Umweltschützern begann auch erst zögerlich im Sommer. Aber das scheint nicht Hauptgrund für den Rücktritt zu sein.

Mattes habe eine Kampagne gegen seine Person beklagt, so heißt es aus Reihen der Mitgliedsfirmen, von "Schmutzeleien" ist die Rede. Im Zentrum stehe VW, so berichten Vertreter verschiedener Unternehmen. Herbert Diess, der Vorstandschef des großen Fahrzeugkonzerns, sei unzufrieden gewesen mit der VDA-Arbeit; es heißt, VW habe sogar ohne Wissen des VDA Headhunter mit der Suche eines neuen Präsidenten beauftragt. Offiziell will VW sich dazu nicht äußern. Tatsächlich hatte sich der Konzern in den vergangenen Monaten daran gestoßen, dass der Autolobbyverband nicht die VW-Linie verfolgte, ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen. Volkswagen selbst sucht zudem den intensiven Kontakt mit Autokritikern und Klimaschützern. Im Verband gibt es jedoch auch ganz andere Haltungen zu den Fragen; Mattes tat sich schwer, diese Meinungen auf eine Linie zu bringen. Am Tag nach der Rücktrittsankündigung reden jedenfalls viele Firmen von einer Spaltung im VDA: Hier VW, dort die anderen; an den Wortmeldungen lässt sich das ablesen. VW erklärte gar nichts zum Rücktritt, andere gewichtige Mitglieder äußerten Bedauern, etwa die Autozulieferer Bosch, Continental und ZF. "Ich bedauere den Rücktritt von Herrn Mattes", erklärte Bosch-Chef Volkmar Denner. Mit der Öffnung des VDA für einen offenen Austausch mit den autokritischen Klimaschutzaktivisten habe Mattes zuletzt einen wichtigen Impuls gesetzt: "Auf diesem Weg sollten wir voranschreiten." BMW bedankte sich bei Mattes - und bremste zugleich die Nachfolgediskussion; genannt worden ist etwa der CDU-Politiker Günter Oettinger. Die Mitgliedsfirmen würden "in den kommenden Monaten" an der Ausrichtung des VDA arbeiten, und dann die Personalfrage klären, erklärte der Münchner Autobauer.

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