Autobauer sponsert Borussia Dortmund:Opel zieht es in die Champions-League

Opel versucht es jetzt mit einem Mann: Nach Lena Meyer-Landrut und Katie Melua wird BVB-Trainer Klopp das neue Gesicht des Autobauers. Und der angeschlagene Konzern sponsert den erfolgreichen Fußballklub. Das Image des Siegers soll auf den Verlierer abfärben.

Thomas Fromm

Opel hatte es lange Zeit mit jungen, gut aussehenden Sängerinnen versucht. Zuerst mit der Grand-Prix-Eurovisions-Siegerin Lena Meyer-Landrut, dann mit der britischen Popsängerin Katie Melua. Sie wurden als sogenannte Markenbotschafterinnen eingekauft - das heißt, sie sollten in der Öffentlichkeit das verkörpern, was Opel offenbar fehlt: Jugendlichkeit, Frische, Erfolg.

Und doch war ziemlich schnell klar: So viel die beiden auch lächelten und sangen, so hübsch sich Frau Meyer-Landrut auch vor Opel-Fahrzeugen aufstellte und in die Kameras lächelte - verkauft haben die Opelaner wahrscheinlich kein einziges Auto mehr als zuvor. Im Gegenteil. Absatz und Marktanteil sanken immer weiter.

Jetzt versucht es der angeschlagene Autobauer noch einmal - ganz klassisch. Am Donnerstag gab Opel eine langfristige Sponsoring-Kooperation mit dem deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund bekannt - als Markenbotschafter ist diesmal BVB-Trainer Jürgen Klopp eingekauft.

BVB der fünfte Club, den Opel sponsert

Statt in die Hitparaden zieht es Opel nun also in die Champions League. Es ist der fünfte Club, denn zur neuen Bundesliga-Saison sponsern die Rüsselsheimer auch schon Fortuna Düsseldorf, SC Freiburg, Bayer 04 Leverkusen und Mainz 05.

BVB und Opel, hier der Sieger, da die Verlierer, die seit Jahren Milliardenverluste anhäufen - es ist eine Liaison, hinter der Kalkül steckt. "Wir freuen uns auf die neue Partnerschaft mit dem derzeit erfolgreichsten Fußballklub Deutschlands", sagte der stellvertretende Opel-Vorstandsvorsitzende Thomas Sedran in Rüsselsheim. Man habe nun "die ideale Plattform, um Menschen in ganz Deutschland auf emotionaler Ebene anzusprechen".

Und dann bringt Sedran jene Sätze, die man sich merken muss. Weil sie in den nächsten Wochen und Monaten bestimmt noch oft zitiert werden "Der BVB ist, wie Opel, in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt", so Sedran. Und, über Klopp: "Seine offene und authentische Art passt sehr gut zu Opel. Jürgen Klopp verkörpert zentrale Markenwerte wie Leidenschaft und Leistung."

Image-Transfer von Dortmund nach Rüsselsheim

Nun also werden die Opelaner sponsern, für Werbung auf Banden, Großbild-Leinwänden und im BVB-Stadionmagazin "Echt" sorgen und den Spielern Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Und hoffen, dass die Sache mit dem Image-Transfer von Dortmund nach Rüsselsheim funktioniert. Dass ein bisschen vom Glück der Borussen auch auf sie selbst abstrahlt.

Pressekonferenz Opel zum Sponsoring von Borussia Dortmund

Nach Lena-Meyer-Landruth und Katie Melua: Borussia-Trainer Klopp ist der neue Markenbotschafter für Opel.

(Foto: dapd)

Und der BVB? Dort muss man aufpassen, dass nicht zu viel Pech vom Autobauer auf den Fußballklub abfärbt. Denn Opel hängt derzeit nicht nur in den roten Zahlen fest, sondern auch in einem turbulenten Konzernumbau. Vergangene Woche verabschiedete sich der Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke, sein Nachfolger Sedran ist bis auf Weiteres nur Stellvertreter - die Fäden zieht nun die Opel-Mutter GM direkt. Weitere Vorstände wurden vor zwei Tagen geschasst; da wurde auch bekannt, dass sich Opel von einigen Hundert seiner Führungskräfte trennen wird.

Ganze Führungsebenen werden abgebaut, das spart nicht nur Millionen an Personalkosten, sondern erleichtert GM auch das direkte Durchregieren von Detroit nach Rüsselsheim. Was GM nun genau vorhat, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Realistisch gesehen ist die Lage klar: Die Verluste werden höher und höher, der Absatz sinkt und sinkt - Opel steht vor einer weiteren, schmerzhaften Sanierung. Dabei wurden erst in den vergangenen Jahren 8000 der 48.000 Jobs in Europa gestrichen.

Stimmung in der Belegschaft ist schlecht

Die Stimmung in der Belegschaft ist daher, berichten Mitarbeiter, in etwa so wie nach einem langen, ermüdenden Fußballspiel kurz vor Ende der Nachspielzeit. Es steht nicht gut, und man weiß, dass die Gegenseite auch noch die besseren und frischeren Elfmeterschützen hat.

Trainer Klopp wiederum hat Erfahrung mit Absteigern aus der Autobranche. Von 2008 bis 2010 war er bei Mitsubishi unter Vertrag; danach ging er zu Seat. Den Japanern hat es wenig gebracht, und die spanische VW-Tochter leidet weiterhin, vor allem unter der Krise in Südeuropa.

Für Klopp und den BVB dürfte daher interessant sein, was der Chef des europäischen Opel-Händlerverbandes, Jaap Timmer, am Donnerstag sagte. Das Ende Opels sehe er nicht. Aber es könnte "etwa drei bis fünf Jahre dauern", bis Opel "wieder auf der Erfolgsspur" sei. Es geht also noch einmal in die Verlängerung. Der Ausgang des Spiels aber ist: offen.

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