Autobauer in der Krise:Opel wagt einen neuen Sanierungsanlauf

Frische Modelle, harte Sparprogramme: Opel will mit neuen Ideen aus der Dauerkrise raus. Der Aufsichtsrat des angeschlagenen Autobauers hat den Sanierungsplan bewilligt - und lässt die Zukunft des Werks in Bochum weiter offen.

Opel nimmt einen neuen Anlauf, den Konzern zu reformieren. Der Rüsselsheimer Aufsichtsrat hat am Donnerstag im zweiten Anlauf den Sanierungsplan von Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke gebilligt. Das Strategiepapier ist lang: Investitionen in neue Modelle, engere Zusammenarbeit mit dem französischen Autobauer Peugeot, den Export von Autos auch außerhalb Europas sowie Einsparungen bei Einkauf-, Material- und Produktionskosten.

In den vergangenen Monaten wurde wieder verstärkt über die Zukunft Opels spekuliert. Verluste und sinkende Verkaufszahlen bereiten dem Autohersteller Sorgen. Die Werke sind zum Teil nur schwach ausgelastet. Deswegen kündigte Opel kürzlich an, dem Werk Bochum die Produktion des beliebten Familienwagens Zafira nur noch bis zum Auslaufen der aktuellen Reihe zuzusichern. Danach droht dem Werk das Aus. Die Fertigung wandert in ein anderes Werk. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Opel jedoch bis Ende 2016 aus.

Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug bezeichnete den Geschäftsplan als gute Basis für die Zukunft von Opel. Die Unterstützung von GM zeige, wie wichtig dem amerikanischen Mutterkonzern europäische Ingenieurskunst und die europäischen Standorte seien.

"Der heute angenommene Plan ebnet den Weg für eine starke Zukunft von Opel", erklärte Stephen Girsky, der den Aufsichtsrat von Opel leitet und Strategiechef von GM ist. Der US-amerikanische Mutterkonzern unterstütze das Management und die Arbeitnehmervertreter darin, gemeinsam an dem Ziel zu arbeiten, Opel zügig zur Profitabilität zurückzuführen.

Bisher gehört Opel mit Autos für den Massengeschmack neben Peugeot, Ford und Fiat zu den Verlierern der Euro-Krise und kämpft wegen des rasanten Absatzrückgangs in Südeuropa mit hohen Überkapazitäten. Alleine im ersten Quartal verbuchte GM im Europageschäft einen Fehlbetrag von 256 Millionen Dollar.

Auf der Suche nach jungen, reichen Käufern

Allerdings sind die hohen Überkapazitäten nicht der einzige Grund für die Probleme des vor 150 Jahren von Adam Opel als Nähmaschinenhersteller gegründeten Unternehmens. Die Marke hat sich nach Auffassung von Experten zu lange auf ihre schrumpfende konservative Stammkundschaft verlassen und junge und betuchte Käufer aus den Augen verloren.

Dies will Stracke ändern, indem er binnen vier Jahren 23 neue Modelle auf den Markt bringt, darunter mehrere mit besonders spritsparenden Antrieben. Mit dem kleinen Geländewagen Mokka und dem Stadtauto Adam will Opel jüngere Kunden anlocken. Daneben soll ein für Opel-Verhältnisse luxuriöses Cabriolet auf den Markt kommen, mit dem man die betuchtere Kundschaft gewinnen will.

Dieser Plan soll Hand in Hand gehen mit drastischen Senkungen der Personal-, Logistik-, Material- und Entwicklungskosten. 1,5 Milliarden Euro wollen GM und Peugeot durch ihre vor kurzem geschlossene Allianz in Europa im Jahr einsparen. Allerdings läuft die Zusammenarbeit gerade erst an. Das erste Fahrzeug auf Basis einer gemeinsamen Architektur wird für 2016 erwartet. Um die Wende einzuleiten, soll die Produktion zwischen den sechs europäischen Pkw-Werken von Opel neu verteilt werden.

Den Anfang machte das Management durch die Verlagerung des wichtigen Kompaktmodells Astra ins britische Ellesmere Port und nach Gleiwitz in Polen, wodurch die Werke dort im Dreischichtbetrieb besser ausgelastet werden. Die Verlagerung geht zu Lasten des Stammwerks in Rüsselsheim, das aber Ersatz bekommen soll. Darüber spricht das Management nach Gewerkschaftsangaben mit Peugeot.

Der Autobauer Opel hat jahrelang wichtige Entwicklungen verschlafen und nur noch rote Zahlen geschrieben. Der Zick-Zack-Kurs der US-Konzernmutter General Motors hat das deutsche Traditionsunternehmen schließlich in die Verlierer-Ecke driften lassen. Damit soll nun Schluss sein.

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