Süddeutsche Zeitung

Mietwagen:Sixt profitiert von der neuen Reiselust

Lesezeit: 2 min

Der Autovermieter hatte seinen Fuhrpark in der Pandemie drastisch verkleinert. Nun ist die Nachfrage größer als das Angebot, die Preise steigen - und Sixt erlebt das erfolgreichste erste Halbjahr der Firmengeschichte.

Von Dieter Sürig

Jahrelang konnten die Deutschen wegen der Corona-Pandemie kaum in die Welt ziehen, nun scheinen sie das aufgestaute Fernweh lindern und alles nachholen zu wollen. Die gestiegene Nachfrage führt aber zu neuen Knappheiten - und höheren Preisen. Von der neuen Reiselust profitiert auch der Pullacher Autoverleiher Sixt, der gerade das erfolgreichste erste Halbjahr seiner Firmengeschichte verkündete: Demnach hat das Unternehmen von Januar bis Juni fast 60 Prozent mehr Umsatz gemacht als in den ersten sechs Monaten vergangenen Jahres, das jedoch noch von weltweiten Lockdowns geprägt war. Noch wichtiger ist deswegen diese Zahl: Der Sixt-Umsatz für den Zeitraum war 16,9 Prozent höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Der Vorsteuergewinn hat sich nach Sixt-Angaben gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 fast verdoppelt.

Dabei muss der Autoverleiher mit der angespannten Marktsituation nach den Pandemie-Jahren zurechtkommen: Infolge der wegen der Lockdowns und Reisebeschränkungen zeitweise abrupt gesunkenen Nachfrage hatte auch Sixt seinen Fuhrpark drastisch von durchschnittlich 151 000 vor Corona auf 114 000 im Jahr 2020 reduziert, um Kosten zu sparen. Mittlerweile sind es wieder rund 130 000 Fahrzeuge, erst 2023 werde wieder das frühere Niveau erreicht. Die Mietwagenverleiher können die steigende Nachfrage aber nicht komplett bedienen, da sie ihre Fuhrparks nur vorsichtig wieder aufstocken und die Autohersteller andererseits wegen Problemen mit der Lieferkette nur beschränkt Neufahrzeuge liefern können. Die Folge sind höhere Mietwagentarife - zuletzt war von Durchschnittspreisen von fast 90 Euro pro Tag die Rede. Dem Statistischen Bundesamt zufolge erhöhten sich die Tarife für Mietautos innerhalb eines Jahres bis Mai 2022 um 48,7 Prozent. Ob sich die Preise wieder entspannen, konnte Co-Chef Alexander Sixt nicht sagen.

In Italien haben sich die Umsätze verdreifacht

Sixt profitiert nun neben einem "deutlichen Umsatzzuwachs im Inland" insbesondere von einem starken Auslandsgeschäft, vor allem in Europa und den USA. Der Auslandsanteil am Konzernumsatz sei innerhalb eines Jahres von 64 Prozent auf mehr als 70 Prozent gestiegen. Die Sixt-Erlöse entfielen im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben zu 40,6 Prozent auf Europa, 29,8 Prozent auf die USA und 29,6 Prozent auf Deutschland. Allein in Italien verdreifachten sich die Umsätze. Weitere Impulse erhofft sich Sixt durch zusätzliche Stationen in den USA und nun auch in Kanada und Australien. "Unsere Internationalisierungsstrategie zahlt sich weiterhin aus und die Geschäftsentwicklung ist ein starker Beleg für die Robustheit unseres Unternehmens", sagte Alexander Sixt.

Angesichts des positiven ersten Halbjahres rechnet er mit einer weiter hohen Nachfrage in den Sommermonaten. Für den Herbst gebe es allerdings "erhebliche Unsicherheiten angesichts der zahlreichen drohenden gesamtwirtschaftlichen Schwierigkeiten in Europa und den USA". Auch der Lieferengpass bei den Autoherstellern bleibe eine Herausforderung. Für das gesamte Jahr 2022 erwartet Sixt weiterhin einen "deutlich steigenden Konzernumsatz gegenüber 2021" und ein Vorsteuerergebnis am oberen Ende von 380 bis 480 Millionen Euro - 2021 waren es 442 Millionen Euro. An der Börse gaben die Aktien, die seit Anfang Juli um 30 Prozent zugelegt hatten, mehr als sieben Prozent nach. Jefferies-Analyst Constantin Hesse sagte, eine Rolle könnte spielen, dass am Markt mit einer höheren Prognose gerechnet worden sei.

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