Auto: Aktion Abwracken:Letzte Prämie für eine Schwäbin

Jutta Hofmann-Frank hat sich mit Glück die letzte reguläre Abwrackprämie gesichert - und das, obwohl sie den Antrag noch nicht einmal selbst eingereicht hat.

Laura Gitschier

Besser spät als nie: Judith Hofmann-Frank ist die letzte Nutznießerin der Abwrackprämie: Die 50-jährige Krankenschwester lebt und arbeitet im schwäbischen Gaildorf. Dass ausgerechnet sie die letzten 2500 Euro Umweltprämie kassieren würde, damit hatte die dreifache Mutter nicht gerechnet - und dabei hat sie den Antrag noch nicht einmal selber eingereicht.

Abwrackprämie, AP

Nicht jeder hatte am Mittwoch noch so viel Glück wie Judith Hofmann-Frank. Für weitere 15.000 Antragsteller ist aber eine Warteliste eingerichtet.

(Foto: Foto: AP)

sueddeutsche.de: Das war jetzt aber knapp, Frau Hofmann-Frank. Seit wann spielen Sie mit dem Gedanken, Ihr altes Auto abzuwracken?

Judith Hofmann-Frank: Vor ein paar Wochen haben wir zum ersten Mal darüber nachgedacht, ob wir das machen wollen. Die eigentliche Entscheidung fiel aber erst vor einigen Tagen.

sueddeutsche.de: Wann haben Sie sich denn dazu entschlossen, den Antrag einzureichen?

Hofmann-Frank: Unser Händler hat uns erst am Dienstag Angebote für verschiedene Autos vorgelegt. Dann haben wir uns nach kurzer Bedenkzeit für ein neues Fahrzeug entschieden und damit für den Antrag. Unser Autohändler hat uns aber schon vorgewarnt, dass das mit der Prämie sehr knapp werden könnte ...

sueddeutsche.de: ... und dann haben Sie ganz schnell noch den Antrag eingereicht?

Hofmann-Frank: Nein, das mussten wir nicht einmal selbst machen, das hat das Autohaus für uns übernommen. Und das war echt knapp: Mittwochmorgen um kurz vor 10 Uhr haben sie es beantragt. Wir selbst mussten nur warten.

sueddeutsche.de: Luxuriös.

Hofmann-Frank: Ja, schon. Ich habe mir aber keine großen Hoffnungen mehr gemacht, nur gedacht: Das klappt sowieso nicht. Dann hat die Behörde aber mittags bei uns angerufen und gesagt, dass wir die letzten sind, die die Prämie regulär bekommen werden.

sueddeutsche.de: Warum überhaupt ein neues Auto?

Hofmann-Frank: Wir haben unser Auto, einen blaugrauen Fiesta Ambiente, noch gar nicht so lange, gute 14 Monate. Aber das Auto war bereits ein Gebrauchtwagen und schon über 13 Jahre alt - der hatte wirklich viele Rostbeulen. Neue Autos bieten einfach mehr Sicherheit. Wir haben noch einen anderen Wagen, einen Mondeo. Dank der Prämie kaufen wir uns jetzt wieder einen Fiesta, auch wieder blau - so viel verändert sich also gar nicht. (lacht)

sueddeutsche.de: Was war Ihnen wichtig beim neuen Auto?

Hofmann-Frank: Es sollte praktisch sein, gut zum Einkaufen und kein Spritschlucker. Und vor allem: Nicht zu viel Schnickschnack. Ganz ehrlich: Ich hätte jetzt auch beim neuen Fahrzeug nicht unbedingt elektrische Fensterhebel gebraucht.

sueddeutsche.de: Wann kommt das neue Auto?

Hofmann-Frank: Das kann acht Wochen oder länger dauern. Es eilt ja nicht, noch fährt das alte Auto.

sueddeutsche.de: Wer freut sich am meisten über das neue Fahrzeug in Ihrer Familie?

Hofmann-Frank: Mein 19-jähriger Sohn. Der ist froh, wenn er mit einem neuen Auto vorfahren kann und nicht mehr mit der alten Karre.

Wohin die erste Fahrt mit dem neuen Auto gehen soll

sueddeutsche.de: Und die erste Fahrt?

Jutta Hofmann-Frank, oh

Jutta Hofmann-Frank hätte nicht gedacht, dass es mit der Umweltprämie noch klappen würde.

(Foto: Foto: oh)

Hofmann-Frank: Nach diesem Erfolg und dem ganzen Aufwand wäre es schon nett, sich ein schönes Ziel auszusuchen - wohin's gehen soll, wissen wir noch nicht.

sueddeutsche.de: Tut es Ihnen denn jetzt auch ein wenig leid ums alte Fahrzeug?

Hofmann-Frank: Ein kleines bisschen schon, ja. Mir tut's aber vor allem leid um manche Autos, die noch gut aussehen und nicht reif für die Schrottpresse sind. Da habe ich einige gesehen beim Händler.

sueddeutsche.de: In der Krise jammern viele. Und so ein Auto kostet trotz Prämie einen schönen Batzen Geld. Mussten Sie jetzt schnell ihr Konto plündern?

Hofmann-Frank: Wir haben seit längerem ein bisschen Geld auf die Seite gelegt, weil wir wussten, dass das alte Auto nicht ewig halten würde.

sueddeutsche.de: Ist ein Auto für Sie sehr wichtig?

Hofmann-Frank: Das Auto ist einfach ein Stück Bequemlichkeit. Wir leben hier auf dem Land, man kommt hier ums Auto kaum herum.

sueddeutsche.de: Was für ein Autofahrer-Typ sind Sie eigentlich? Schimpfen Sie auch mal wild?

Hofmann-Frank: Eigentlich eher selten. Wenn mir etwas nicht passt beim Fahren, dann kann ich aber auch schon mal fluchen. Was ich nicht gut finde ist, wenn Leute in der 30er-Zone schneller fahren als erlaubt.

sueddeutsche.de: Vorbildlich. Hätten Sie sich eigentlich auch ohne die 2500 Euro Prämie ein neues Auto gekauft?

Hofmann-Frank: Nicht sofort und wohl eher einen Gebrauchten. Die Prämie hat alles ein wenig beschleunigt.

sueddeutsche.de: Gibt es in Ihrem Bekanntenkreis noch mehr Leute, die die Prämie genutzt haben?

Hofmann-Frank: Meine Schwester und meine Schwägerin haben sie auch bekommen - die waren aber alle viel früher dran als wir. Wir hatten da wirklich noch einmal Glück.

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