Austrian Airlines:Hilfe aus Wien

An Austrian Airlines plane taxis along the runway for take-off behind parked planes at the airport in Vienna

Die kostengünstige Struktur der Austrian Airlines will Konzernchef Kay Kratky weiter ausnutzen.

(Foto: Heinz-Peter Bader/Reuters)

Die Lufthansa-Tochter soll in Zukunft Flüge für andere Gesellschaften des Konzerns übernehmen.

Von Jens Flottau, Wien

Vor wenigen Jahren noch galt Austrian Airlines als der klassische Fehleinkauf: die Firma zu klein, der Heimatmarkt auch, dafür immer Streit mit den Mitarbeitern und die Kosten eines Großkonzerns. Immerhin war Schluss mit dem politischen Parteienproporz bei Spitzenjobs, als Lufthansa 2008 die marode Austrian übernahm. Aber sonst?

Sonst hat sich die Lufthansa-Tochter nach dramatischen Jahren - und einem mittlerweile wieder rückabgewickelten Betriebsübergang an die eigene Regionaltochter Tyrolean - wieder gefangen. Im ersten Halbjahr hat die Fluggesellschaft ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht, die Zeit des großen Geldverbrennens ist vorbei. Im Chefbüro sitzt mit Kay Kratky, 58, mittlerweile ein Vertrauter von Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

"Wir wollen die extrem kostengünstige Struktur der Austrian noch weiter ausnutzen", sagt Kratky. "Wir bewegen uns auf Easyjet- und Eurowings-Niveau und können deswegen auch andere im Konzern unterstützen." Sprich: Austrian will im Auftrag der Schwestergesellschaften fliegen, wenn deren eigene Kosten zu hoch sind oder sie nicht die passenden Flugzeuge haben. So fliegen schon vier Turboprops im Auftrag der Swiss.

Dass Austrian bei den Kosten plötzlich konkurrenzfähig ist, ist einer Kombination aus Glück und Härte zu verdanken. Der ehemalige Vorstandschef Jaan Albrecht, heute bei Sun Express, machte zunächst Ernst mit der Drohung, den Flugbetrieb komplett auf die viel günstigere Regionaltochter Tyrolean zu verschieben. Nach einem Gerichtsurteil musste Austrian die Aktion zwar zurückfahren, aber Albrecht und seine Leute machten den Piloten klar, dass sie die Firma schließen würden, wenn diese auf den alten Verträgen beharrten.

Doch es hakt nun an anderer Stelle. Als Teil des Kompromisses hatte Austrian den Piloten eingeräumt, sich auf andere Flugzeugmuster schulen zu lassen. Davon machten diese regen Gebrauch. Plötzlich fehlten der Airline Besatzungen, sie musste reihenweise Flüge streichen. "Unsere operationelle Zuverlässigkeit war im vergangenen Jahr katastrophal, dieses Jahr läuft es schon besser, aber immer noch nicht gut", sagt Kratky. "Die Bereederung ist besonders auf der Regionalflotte weiter problematisch." Sobald aber der eigene Flugbetrieb wieder stabil läuft, wird Austrian mehr tun müssen, als nur den relativ kleinen Heimatmarkt zu bedienen. Die Airline sollte eigentlich schon jetzt einige Flugzeuge der Lufthansa-Billigtochter Eurowings betreiben, doch dies hat Kratky abgesagt - weil ihm dafür die Piloten fehlten.

Auch die Terroranschläge in Europa und die Lage in der Türkei machen Austrian - wie anderen - zu schaffen. Schließlich gehört Osteuropa zum Einzugsgebiet für das Drehkreuz in Wien. "Wir sehen, dass das Jahr sehr anspruchsvoll wird." Und weil auch die bislang gut laufenden Transatlantikstrecken unter schwacher Nachfrage leiden, ist der Druck auf die Preise dort "extrem", so Kratky.

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