Süddeutsche Zeitung

Australische Fluglinie:Qantas streicht alle Flüge

Eskalation im Tarifstreit: Die australische Fluggesellschaft Qantas stellt vorübergehend den Betrieb ein. Ab sofort starten weder international noch national Flugzeuge. Nun hoffen gestrandete Passagiere auf einen letzten Vermittlungsversuch der Regierung.

Die australische Fluggesellschaft Qantas Airways hat am Samstag mit sofortiger Wirkung den gesamten Flugbetrieb eingestellt. Damit reagiert das Unternehmen auf einen seit Monaten dauernden Streit mit drei Gewerkschaften.

Deren Mitglieder würden ab Montagabend ausgesperrt, aus Sicherheitsgründen müsse der Flugbetrieb aber mit sofortiger Wirkung eingestellt werden, teilte das Unternehmen in Sydney mit.

"Die Flugzeuge, die in der Luft sind, werden ihre Flugsegmente noch absolvieren. Aber keine Maschine wird mehr abheben, weder zu Inlands- noch Auslandsflügen, nirgendwo auf der Welt." Für gebuchte Passagiere würden Hotels bezahlt und Plätze bei anderen Fluggesellschaften gebucht.

Den Schaden bezifferte die Fluggesellschaft auf 20 Millionen australische Dollar - rund 15 Millionen Euro - am Tag. Qantas wirft den Gewerkschaften für Ingenieure, Transportarbeiter und Piloten "extreme" Forderungen in den Verhandlungen um Gehaltserhöhungen und Arbeitsbedingungen vor. "Sie destabilisieren mit Absicht das Unternehmen", sagte Qantas-Chef Alan Joyce.

Streiks hätten das Unternehmen bereits 15 Millionen australische Dollar pro Woche gekostet. 600 Flüge hätten gestrichen bislang werden müssen.

Die Fluggesellschaft kam den Gewerkschaften mit ihrem radikalen Schritt zuvor. Sie hatten einen neuen 48-stündigen Streik angedroht, der den Flugbetrieb ohnehin gestoppt hätte.

Die ausgesperrten Mitarbeiter werden ab Dienstag nicht mehr bezahlt. Der Flugbetrieb werde erst wieder aufgenommen, wenn die Gewerkschaften eine neue Vereinbarung mit Qantas getroffen haben, teilte das Unternehmen mit.

Australiens Arbeitsminister Chris Evans spricht von einer "sehr ernsten Eskalation eines sehr bitteren Streits". Er hat nun australischen Medienberichten zufolge eine Schlichtungsbehörde angerufen, um die Aussperrungen zu verhindern. Die Anhörung findet am Samstagabend australischer Zeit statt.

Die Behörde könnte eine neue Frist von 21 Tagen zur Beilegung des Konflikts ausrufen, während der Qantas die Aussperrung von Mitarbeitern untersagt wäre.

Auch in Frankreich sorgt ein Tarifkonflikt für Probleme im Flugverkehr: Wegen eines Streiks der Flugbegleiter bei Air France müssen Passagiere bei der französischen Fluggesellschaft am Samstag mit Beeinträchtigungen rechnen. Es werde Verspätungen und kurzfristige Annullierungen von Flügen geben, teilte die Airline mit.

80 Prozent aller Flüge würden aber voraussichtlich reibungslos abgewickelt. Mit den Streiks am Samstag und am kommenden Mittwoch wollen zwei Gewerkschaften gegen eine geplante Verringerung der Zahl der Flugbegleiter pro Flug protestieren.

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