August von Finck:Erfolgreicher "Edelmann ohne Fortune"

Dem FDP-Spender August Baron von Finck haftete das Image des Erfolglosen an - doch der Wert seiner Beteiligungen wächst und wächst.

Hans Leyendecker

Über den öffentlichkeitsscheuen Milliardär August von Finck, jun. tauchten in den vergangenen Jahrzehnten nur sporadisch Porträts auf und sie hatten meist eine Grundaussage: Bei dem Baron handele es sich um einen verschrobenen Bayern, der in die Schweiz geflüchtet sei, lieber Landwirt geworden wäre, keinerlei unternehmerische Vision habe. Missmanagement sei sein tägliches Geschäft. Kurzgefasst in einer Zeile: "Milliardär in Vaters Schatten".

August Baron von Finck

August von Finck und seine Frau Francine. Der Baron hat gut gewirtschaftet in den letzten Jahren.

(Foto: Foto: dpa)

Wenn einer 79 Jahre alt geworden ist und immer noch mit seinem 1980 verstorbenen Vater verglichen wird, klingt eine solche Betrachtung ein wenig besorgniserregend. War da wirklich all die Jahre nichts? Ist er in der Tat nur der "Hotelier", wie er in diesen Tagen in der Berliner politischen Arena genannt wird?

Der Milliardärs-Erbe gehört zu jener Spezies, die bei der Auflistung der eigenen Vermögensverhältnisse am liebsten ganz viele Zahlen links vom Komma lesen möchte und rechts die Freunde hat.

Zum Weltbild des Mannes, der in diesen Tagen wegen seiner Millionenspende an die FDP aufgefallen ist, passt deshalb auch das Klagen über den angeblich zu starken Staat und das Jammern über Steuern, die, in Deutschland zumindest, viel zu hoch seien. Da kann es schon sein, dass einer heutzutage in der FDP seine politische Heimat sieht.

Zwei Epochen

Seine Zeit als Unternehmer lässt sich in zwei Epochen teilen: Die Zeit des Missmanagements und die Zeit des Erfolgs. Sein Vater, August von Finck, sen. war ein Patron und ein Prinzipal gewesen. Vorsichtig hatte der Alte das von seinem Vater, Wilhelm Peter Baron von Finck, 1924 übernommene Erbe gemehrt. Augst sen. war ein strenger Mann. Seine Angestellten bekamen lange Zeit keine Stühle mit Armlehnen, denn "die haben doch beim Arbeiten die Hände auf dem Tisch".

An Arbeitsethos mangelte es auch seinem Sohn August jun. nicht, aber anfangs schien es in der Tat so, als sei seine Angst vor dem konfiskatorischen Zugriff des Fiskus größer als die Abgewogenheit bei der Beurteilung von Chancen und Risiken. Zum Reich des August jun. gehörten noch in den neunziger Jahren Beteiligungen an der Allianz, der Löwenbräu Holding AG, der Isar-Amper AG, der Deutschen Spar-und Kreditbank AG und an etlichen anderen Unternehmen.

Als Finck im Jahr 1990 das väterliche Bankhaus Merck, Finck & Co. für umgerechnet 300 Millionen Euro an die britische Barclays Bank verkaufte und für einen Teil des Geldes beim schweizerischen Hotel-und Gastronomie-Konzern Mövenpick einstieg, gab es viel Stirnrunzeln. Die Hotel- und die Gastronomiebranche gilt als sehr schwierig. Auch verschliss Finck junior bei Löwenbräu in Serie die Vorstände.

In den Blättern stand, die Konzeptionslosigkeit und Führungsschwäche hingen mit der strengen Erziehung durch den übermächtigen Vater zusammen. Vor allem der Verkauf der Bank wurde ihm vorgeworfen, und sein Einwand, eine Privatbank mit einer Einlage von rund 1,8 Milliarden Euro sei für den großen Euromarkt zu klein, wurde als Schwäche abgetan.

Er verkaufte fast alle der alten Beteiligungen. Darunter natürlich auch Löwenbräu. Auffallend war: Sein Vater wollte die Besitztümer zusammen halten, der Sohn schichtete ständig um. Weg von Finanztiteln, hin zu Industriebeteiligungen . So erwarb er bei dem größten deutschen Baukonzern Hochtief ein 25,08 Prozent-Beteiligungs-Paket, das er vor ein paar Jahren mit beträchtlichem Gewinn für 1,26 Milliarden Euro an den spanischen Konzern ACS verkaufte. Als er einstieg, lag der Kurs der Aktie bei etwa vierzig Euro. Als er anderthalb Jahre später verkaufte, bekam er 72 Euro pro Aktie.

Machtkampf mit Aktionären

Er stieg in den schweizerischen Technologiekonzern Von Roll ein. Es gab einen Machtkampf mit den Altaktionären. Er setze sich durch und bekam die Mehrheit. Allein 2007 machte das Unternehmen einen Gewinnsprung von mehr als achtzig Prozent.

Beim Genfer Warenprüfer SGS stieg er ebenfalls ein und verkaufte Anfang dieses Jahres dann wieder rund vierzig Prozent seiner Aktien. Neben der Familie von Finck ist die italienischene Industriellenfamilie Agnelli die zweite große Aktionärin des Unternehmens SGS.

Der Börsenwert seiner Beteiligungen wird auf insgesamt rund drei Milliarden Euro geschätzt. Hinzu kommen weitere Unternehmensbeteiligungen und umfangreicher Grundbesitz. Treu ist er dem Mövenpick-Konzern geblieben. Stück für Stück hat er seine Mehrheit ausgebaut. Mittlerweile gehört ihm das Unternehmen ganz. Vor gut zwei Jahren verschwand der Name Mövenpick vom Kurszettel der Schweizer Börse.

In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres machte der sein Konzern nach schweren Jahren wieder einen ganz guten Gewinn. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um rund achtzig Prozent. Alles nicht so schlecht für einen Mann, über den noch 2004 geschrieben wurde: "Edelmann ohne Fortune".

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