Süddeutsche Zeitung

Auftragsflaute bei Siemens:Stellenabbau - jetzt also doch

Kurzarbeit alleine reicht nicht mehr: Im Bereich Sicherheitstechnik plant Siemens harte Einschnitte. In Karlsruhe fallen 120 Arbeitsplätze weg - insgesamt werden 300 Stellen gestrichen.

M. Balser

Die Krise hinterlässt im Geschäft von Siemens tiefe Spuren. Erstmals reagiert der Konzern in Deutschland mit einem umfangreichen Stellenabbau auf ausbleibende Aufträge.

In seiner größten Sparte Industrie will Siemens nach Informationen der Süddeutschen Zeitung etwa 300 Stellen streichen. Betroffen ist das Geschäft mit Sicherheitstechnik für Gebäude.

Die Konzernspitze plant den Angaben zufolge zudem, das bislang aus Karlsruhe geführte Geschäft in eine neue Gesellschaft zu verwandeln und deren Zentrale nach Solna in Schweden zu verlagern.

Bislang hatte Siemens die Wirtschaftskrise mit Kurzarbeit für 19.000 seiner 131.000 Beschäftigten in Deutschland überbrückt. Auf Betriebsversammlungen erfuhren die Beschäftigten in den vergangenen Tagen vom Management des Bereichs, dass Kurzarbeit in ihrem Fall nicht reichen wird.

"Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten versucht, unser Geschäft über eine strategische Partnerschaft zu stärken. Das ist uns jedoch trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen", schreibt Spartenchef Matthias Rebellius in einem internen Papier.

In Karlsruhe fallen 120 Stellen weg

Allein am deutschen Standort Karlsruhe fallen den Plänen zufolge 120 Stellen weg. Ein Siemens-Sprecher sagte, es gebe erste Sondierungsgespräche mit Arbeitnehmervertretern.

Da das Geschäft inzwischen "von der aktuellen Wirtschaftskrise erheblich getroffen" sei, müsse die Sparte stabilisiert und neu ausgerichtet werden. Das bedeute den Rückzug aus verlustreichen Bereichen, heißt es in dem internen Papier weiter.

Die Mitarbeiterzahl müsse nun auch dem verkleinerten Geschäft angepasst werden. Gespräche mit den Betriebsräten in der Schweiz und Deutschland hätten begonnen, schreibt Rebellius.

Investmentbank: Siemens hat 10.000 Stellen Überkapazität

Die Gebäudetechnik von Siemens zählte mit Milliardenumsätzen und soliden Gewinnen bislang zu den stabilsten des Technologiekonzerns. Nach Einschätzung von Analysten müssen sich die Beschäftigten des gesamten Konzerns auf Einschnitte vorbereiten.

Die Investmentbank JP Morgan geht in einer aktuellen Studie davon aus, dass Siemens wegen zu großer Kapazitäten ab 2010 weitere 10.000 Stellen streichen muss.

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SZ vom 21.07.2009/kfa/pak
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