Andreas von Zitzewitz
Schon einmal stand Andreas von Zitzewitz kurz vor dem Sprung nach ganz oben. Im Alter von 39 Jahren wurde der Elektroingenieur Vorstand im Chipkonzern Infineon, 2005 hatte er gute Chancen, den Chefposten der neuen Tochter Qimonda zu übernehmen.
Doch eine Razzia macht alle Ambitionen zunichte. Es folgte der tiefe Fall. Zitzewitz räumte ein, Bestechungsgelder angenommen zu haben und trat im Sommer 2005 zurück.
Für den heute 49-Jährigen begann eine schwere Zeit. Zitzewitz akzeptierte einen Strafbefehl über ein Jahr Haft auf Bewährung sowie die Zahlung von 100.000 Euro.
Zur Untätigkeit in der eigenen Branche verdammt, steigt er als Geschäftsführer beim kleinen Reisemobilhersteller Bavaria Camp in der bayerischen Provinz ein. Kärrnerarbeit in Landsberg statt internationale Chipmessen:
Zitzewitz gelingt, was kaum jemand für möglich hält. Binnen weniger Monate saniert er den zuvor chronisch unprofitablen Betrieb.
Im März 2008 beginnt er eine völlig neue Karriere beim Hamburger Solarhersteller Conergy - und steht doch vor bekannten Problemen. Wieder sind Ermittler im Spiel. Die Staatsanwaltschaft Hamburg verdächtigt mehrere Personen, darunter ehemalige Conergy-Vorstände, Bilanzen gefälscht, den Aktienkurs manipuliert und Insiderhandel betrieben zu haben.
Doch eines ist anders: Diesmal soll Zitzewitz aufräumen. Weil der anfangs skeptische Aufsichtsrat nach einigen Monaten von seiner Arbeit überzeugt ist, wird Zitzewitz Anfang 2009 in den Vorstand berufen. Im Juli avanciert er zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden mit der Aussicht, im Sommer 2010 Nachfolger von Noch-Chef Dieter Ammer zu werden.
"Kaum jemand hätte gedacht, dass er zurückkommt", sagt ein früherer Weggefährte. Plötzlich findet sich Zitzewitz in einer längst nicht mehr erwarteten Rolle wieder: der des Hoffnungsträgers.
Text: Markus Balser, SZ vom 30.12.09 Foto: dpa