Aufstand der Händler:"Der neue Smart kommt zu spät"

In drei bis vier Jahren soll der Nachfolger des Smart Fortwo erscheinen. Den Händlern ist das zu spät - sie befürchten wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Im Zuge der erwarteten Partnerschaft zwischen Daimler und Renault soll die neue Generation des Kleinwagens Smart voraussichtlich 2013/14 kommen. Dies berichtete die Branchenzeitung Automobilwoche am Wochenende. Danach wollen die beiden Autobauer das Heckantriebsmodul des aktuellen Smart-Zweisitzers nutzen, um daraus die Nachfolge-Generation abzuleiten.

Zugleich sollten auf dieser Basis neue Viersitzer für Smart und Renault entwickelt werden. Das viersitzige Modell soll 2013 eingeführt werden.

Kreisen zufolge drückt Renault bei der geplanten Kooperation mit Daimler aufs Tempo: Schon an diesem Dienstag solle sich der Aufsichtsrat der Franzosen zu einer Sondersitzung zu dem Thema treffen, hieß es zuletzt. Dabei werde es auch um eine gegenseitige Kapitalbeteiligung gehen. Renault ist bereits mit dem japanischen Autobauer Nissan verbunden.

Viele Autohersteller versuchen seit längerem, angesichts der hart umkämpften Märkte durch Bündnisse mit Rivalen Kosten zu sparen. Daimler hatte mit seinem Münchner Konkurrenten BMW lange über eine Partnerschaft verhandelt. Heraus kam aber nur der gemeinsame Einkauf einiger Teile, auch aus Angst vor einer Verwässerung der beiden Premium-Marken. Ein Technologieaustausch bei Kleinwagen mit dem Massenhersteller Renault wäre für Daimler dagegen interessant, denn mit dem Stadtflitzer Smart machen die Stuttgarter bislang kaum Gewinn. Experten zufolge wäre es für Daimler viel zu teuer, das Nachfolgemodell des Sorgenkindes allein zu entwickeln.

Ausgeblutete Marke

Für viele Smart-Händler könnte die geplante Allianz von Daimler und Renault allerdings zu spät kommen. "Das Händlernetz in Europa wird in seiner jetzigen Form aus eigener Kraft aber keine vier Jahre mehr existieren können", sagte Ulrich Fromme, Sprecher der europäischen Smart-Händler und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), der Automobilwoche. Die Marke brauche dringend einen Nachfolger für den Zweisitzer. Dabei müsse es sich aber um ein von Grund auf neues Modell handeln.

Der aktuelle, mehrfach überarbeitete Zweisitzer wird seit 1998 verkauft. Wie stark die Marke inzwischen ausgeblutet ist, zeigen die Absatzzahlen: Im vergangenen Jahr wurden dem Bericht zufolge europaweit gerade einmal etwas mehr als 96.000 Fahrzeuge verkauft.

Die Allianz von Daimler und Renault soll voraussichtlich noch in diesem April offiziell verkündet werden. Grundsätzlich begrüßen die Smart-Händler die Kooperation. Man erhoffe sich vor allem wettbewerbsfähige Fahrzeugpreise, sagte Fromme. Die Ausweitung der Modellpalette verschaffe den Händlern zudem neue Chancen. Innerhalb der Kooperation wollen die beiden Partner außerdem gemeinsam Motoren bauen und auch bei leichten Nutzfahrzeugen zusammenarbeiten.

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