Aufregung um Waschmittel:Dreckige Geschäfte mit Tide

Gewarnt hatte die Amerikaner keiner und selbst die gewieftesten Kriminologen wurden offenbar kalt erwischt. Angeblich verschwindet das bekannte Flüssigwaschmittel Tide aus den Geschäften, um später auf dem Schwarzmarkt wieder aufzutauchen. Ein neues Geschäftsfeld für Dealer?

Amerika ist fassungslos. Ungläubig verfolgt das Land, dass die innere Sauberkeit ins Wanken geraten soll: Ein blaues Flüssigwaschmittel in grell-orangefarbenen Flaschen soll als flüssiges Gold gelten, behaupten erhitzt einige Medien des Landes. In großem Stil würden landesweit die Flaschen der Marke Tide geklaut, die schon in der Größe mit knapp anderthalb Litern bereits rund acht Dollar kostet.

Tide Detergent Becomes Unlikely Target For Many Thieves

Waschmittel Tide - viel Schaum um Nichts?

(Foto: AFP)

Es gehe nicht um harmlosen Ladendiebstahl. Nein, ein Dieb in West St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota soll gar über einen Zeitraum von 15 Monaten Waschmittel im Wert von 25.000 Dollar gestohlen haben, bevor endlich seine Verhaftung gelang, wie die eigens für das iPad gegründete Zeitung The Daily weiß.

Der Polizeichef des Städtchens, Bud Shaver, habe gestaunt: "Es war einzigartig, dass er derartig viel Seife geklaut hat." Und immer habe es sich nur um Tide gehandelt. "Überraschend, oder".

Noch schlimmer: Verdeckt agierende Polizeispitzel würden mitunter ein blaues Wunder erleben. Einer sei losgeschickt worden, um Drogen zu erwerben, zitiert The Daily.com einen Polizisten. Doch der Dealer habe gesagt: "Ich habe keine Drogen, kann Dir aber 15 Flaschen Tide verkaufen." Im Schlafzimmer des Händlers hätten sich dann 14 Flaschen Tide gefunden.

Und warum ausgerechnet Tide? Die Flaschen trügen keine Seriennummer, habe die Polizei gesagt. Es sei unmöglich, die Herkunft des Waschmittels nachzuverfolgen. Hinzu komme der große Bekanntheitsgrad der Marke und der stabile Preis. Je nach Flaschengröße ließen sich auf dem Schwarzmarkt fünf bis zehn Dollar erzielen, hätten Behördenvertreter gesagt. Einige Diebe verkauften die gestohlene Ware gar an Geschäfte weiter.

Die Raubzüge sollen derart überhand nehmen, dass in einigen Städten bereits Sondereinheiten eingerichtet wurden, um dem Problem Herr zu werden, berichtet The Daily auftrumpfend. Auch die Geschäfte reagierten. Pharmazieketten wie CVS sicherten Tide bereits speziell gegen Diebstähle ab. In einigen Regionen stünde Tide nun besonders gesichert neben anderen häufig gestohlen Produkten wie Grippemedikamenten.

Maßlos überzogen

Beim Hersteller Procter & Gamble herrscht Ratlosigkeit. Man habe keine Ahnung, warum es zu den Diebstählen komme, aber es sei unerfreulich, erklärte eine Unternehmenssprecherin der iPad-Publikation.

In ihrer ganzen Unbestimmtheit war das womöglich die beste Antwort. Denn es scheint doch so zu sein, dass der Hype um die angebliche Tide-Diebstahlswelle maßlos überzogen ist. Die Polizei weist darauf hin, dass bekannte Haushaltsprodukte oft geklaut würden, um sie später an kleinere Läden weiterzuverkaufen. Auch widersprachen in den Fox News die Behörden der Behauptung, dass es einen deutlichen Anstieg der Waschmitteldiebstähle gebe.

Darum machen sich andere Medien längst einen Spaß aus dem Wirbel um Tide. Das Konsumentenportal Consumerist etwa gibt unter dem Leitspruch "Käufer beißen zurück" Tipps, wie Verbraucher beim Waschen Geld sparen können - ohne Tide auf dem Schwarzmarkt kaufen zu müssen. Andere machen sich auf Youtube lustig.

Denn selbst in Amerika ist nach der ersten Aufregung klar: Wer reich werden will, klaut kein Flüssigwaschmittel. Zumal Tide nun doch die handlichen Waschtabletten im Angebot hat.

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