Süddeutsche Zeitung

Aufbauten:Wohnen beim Discounter

Welche Chancen und Risiken die Überbauung von Supermärkten und anderen Gewerbeimmobilien hat, erklärt Martin zur Nedden, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu).

Interview von Ingrid Weidner

Martin zur Nedden, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) in Berlin, spricht über Risiken und Chancen des Wohnens über Discountern.

SZ: Gerade überlegen Einzelhändler, ihre Supermärkte mit Wohnungen aufzustocken. Welche Chancen bietet das?

Martin zur Nedden: Viele Discounter haben in der Vergangenheit mit ihren schlichten, meist eingeschossigen Bauten das Stadtbild eher negativ geprägt. Wenn hier ein Umdenken einsetzt, ist das eine gute Entwicklung. Wichtig ist, dass hochwertige Architektur entsteht und sich die Gebäude in die Umgebung einfügen.

Was gibt es bei solchen Hybridbaukörpern zu beachten?

Wie jedes Gebäude sollten sie funktional und gestalterisch von hoher Qualität sein. Besonderes Augenmerk muss darauf liegen, Einzelhandels- und Wohnnutzung kompatibel zu gestalten. Das gilt insbesondere für die Lärmthematik. Warenanlieferung, Müllabfuhr und Kundenverkehr können zu Konflikten führen, die es durch sorgfältige Planung zu bewältigen gilt.

Nachverdichtung ist vor allem in Großstädten ein Thema. Gibt es Grenzen des Bauens in dicht besiedelten Quartieren?

Grundlage einer sinnvollen Nachverdichtung müssen integrierte Stadtentwicklungskonzepte sein, die ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Belange berücksichtigen und so die Qualitäten der Stadt und damit die Lebensqualität der Bürger sichern. Grünflächen in der Nähe von Wohnungen, Spielgelegenheiten für Kinder und Freiräume für die Bewohner sind wichtig. Qualitätsvoller Freiraum ist für das ästhetische Empfinden, den sozialen Frieden und aus ökologischen Aspekten von Bedeutung. So können Frischluftschneisen zu verträglichen Temperaturen in der dicht bebauten Stadt beitragen.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2018
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