Automobilindustrie:Audi-Chef Bram Schot und weitere Vorstände vor Ablösung

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Bram Schot - bald der ehemalige Geschäftsführer von Audi? (Foto: Christof Stache/AFP)
  • Schot war nach der Verhaftung von Rupert Stadler zunächst interimistisch eingesprungen und offenbar von Anfang an eine Übergangslösung.
  • Im Gespräch für die Nachfolge ist der ehemalige BMW-Manager Markus Duesmann.

Von Peter Fahrenholz und Max Hägler, München

Bei dem Autobauer Audi steht offenbar ein größerer Wechsel an der Unternehmensspitze an. Mehreren mit der Entscheidung betrauten Personen zufolge soll bei der Sitzung des VW-Aufsichtsrats am Freitag nicht nur die Ablösung von Audi-Chef Bram Schot, sondern auch ein Austausch weiterer Audi-Vorstandsmitglieder beschlossen werden.

Als neuer Audi-Chef ist seit Längerem der ehemalige BMW-Manager Markus Duesmann im Gespräch, der nun zum 1. April 2020 nach Ingolstadt wechseln soll. Herbert Diess, Chef des VW-Konzerns und Aufsichtsratschef beim Tochterunternehmen Audi, hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass Duesmann auf diesen Posten gehen soll, sobald er von seinem vormaligen Arbeitgeber BMW eine Freigabe erhält; diese ist offenbar erfolgt.

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Der Niederländer Schot ist erst seit Anfang des Jahres Vorstandschef bei Audi. Er war nach der Verhaftung des ehemaligen Audi-Chefs Rupert Stadler zunächst interimistisch eingesprungen, galt jedoch von Anfang an lediglich als Mann des Übergangs und bezeichnete sich selbst als "Transformations-CEO". Schot sei es jedoch gelungen, in der kurzen Zeit Verkrustungen aufzubrechen und auf eine neue Strategie und einen Sparkurs einzustimmen, heißt es aus dem Ingolstädter Unternehmen.

Die einstige Vorzeige-Tochter des VW-Konzerns steht seit Längerem unter Druck. Audi ist tief in den Dieselskandal verstrickt und gilt zudem in verschiedenen Feldern nicht mehr als Technologieführer. In dieser Situation brauche Audi einen Vorstandschef mit technischer Expertise wie eben Duesmann, heißt es im Konzern. Schot hingegen gilt als ausgewiesener Vertriebsfachmann. Was aus ihm wird, ist offenbar noch nicht entschieden. Denkbar ist, dass er innerhalb des Konzernvorstandes künftig das China-Geschäft verantworten könnte. Eine solche Funktion hat es bereits einmal gegeben, derzeit nimmt Herbert Diess das in Personalunion wahr.

Auch weitere Vorstandsposten sind betroffen.

Auch andere Audi-Vorstandsmitglieder müssen nach SZ-Informationen gehen oder innerhalb des Konzerns auf andere Positionen wechseln. So gilt als weitgehend sicher, dass Finanzvorstand Alexander Seitz, ein Vertrauter der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, nach Wolfsburg wechselt und die gleiche Funktion bei der Marke VW übernimmt. Im Gegenzug soll der bisherige VW-Finanzchef Arno Antlitz zu Audi nach Ingolstadt wechseln. Treibende Kraft hinter diesem Personaltausch soll der mächtige Chef des Konzernbetriebsrates, Bernd Osterloh, sein, der mit Antlitz in Sachen Stellenabbau und Produktionsumstellung immer wieder aneinandergeraten sein soll.

Der für Beschaffung zuständige Vorstand Bernd Martens wird seinen Posten dem Vernehmen nach ebenfalls verlieren. Er soll durch den bisherigen VW-Beschaffungsvorstand Dirk Große-Loheide ersetzt werden. Unklar ist, ob auch über ein Ausscheiden des Personalvorstandes Wendelin Göbel entschieden wird, der schon länger in der Kritik steht. Göbel war unter Ex-Konzernchef Martin Winterkorn aufgestiegen und hatte lange das Generalsekretariat Winterkorns geleitet.

Hauptthema der VW-Aufsichtsratssitzung ist eigentlich die Gestaltung der Modellpalette: Bei der sogenannten "Planungsrunde" des Konzerns dürfte dem Vernehmen nach eine weitere Beschleunigung des Wechsels zur Elektromobilität verkündet werden. Dabei geht es zwar nicht um weitere Investitionen, aber um das Vorziehen geplanter E-Auto-Modelle.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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