Süddeutsche Zeitung

Audi:Aufregung in Ingolstadt

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Der Autobauer könnte schneller einen neuen Chef bekommen als gedacht - und teuren Ärger mit den Behörden. Dabei wurde der jetzige Chef eben erst als der "richtige Mann zur richtigen Zeit" gelobt.

Von Max Hägler, München

Der Autobauer Audi könnte schneller einen neuen Chef bekommen als gedacht. Der Ingenieur Markus Duesmann soll angeblich bereits ab April 2020 den Vorstandsvorsitz von Bram Schot übernehmen, will die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung erfahren haben. Volkswagen-Chef Herbert Diess hatte den Manager im Sommer 2018 von BMW abgeworben und sähe ihn gern als Chef der Ingolstädter Konzerntochter. Allerdings hindert BMW den Ex-Kollegen mittels einer Wettbewerbs-Sperre eigentlich bis Ende September 2020 an einem Wechsel. In den Unternehmen wird aber nicht ausgeschlossen, dass sich die Firmen auf einen früheren Antritt verständigen - sofern BMW eine Gegenleistung angeboten wird. Entsprechendes könnte bei der nächsten BMW-Aufsichtsratssitzung geklärt werden; möglich wäre etwa eine Zusammenarbeit bei Batterien für Elektroautos. BMW wollte die Debatte offiziell nicht kommentieren, VW bekräftigte das Interesse an dem Manager und teilte mit: Der Aufsichtsrat werde sich mit den Aufgaben von Duesmann befassen, nachdem seine "Verfügbarkeit" geklärt sei.

Audi wird derzeit vom Niederländer Schot geführt. Er wird bei der Konzernmutter und auch den Audi-Arbeitnehmern für sein forsches und unkompliziertes Auftreten geschätzt, mit dem er versucht, das Unternehmen aus der Dieselkrise zu führen. Dass er in der Funktion als Audi-Chef aber eher für einen Manager des Übergangs gehalten wird, wurde zuletzt auf der Automesse IAA deutlich. Dort lobte ihn VW-Chef Diess zwar sehr und sprach vom "richtigen Mann zur richtigen Zeit". Schots Verbleib in Ingolstadt wollte Diess indes nicht garantieren. Die Kernkompetenz des derzeitigen Audi-Chefs liegt tatsächlich im Vertrieb; im Konzern halten es deshalb viele für möglich, dass er im kommenden Jahr etwa die Vertriebsverantwortung, speziell jene in China, für alle Marken übernimmt.

Wie sehr Audi weiter mit der Technik ringt, für die man einst berühmt war, zeigte sich unterdessen ebenfalls am Wochenende: Die Bild am Sonntag berichtete, das Kraftfahrt-Bundesamt habe dem Hersteller mit Zwangsgeld gedroht, sollte Audi nicht bis 26. September Lösungen für alle manipulierten Diesel-Autos nachweisen. Offenbar fehlen noch Unterlagen für 12 000 Fahrzeuge. In Ingolstadt beteuert man: "Die Lösung steht unmittelbar bevor, wir halten die Frist ein."

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Quelle:
SZ vom 16.09.2019
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