Süddeutsche Zeitung

Audi:Hatz ist frei - wie geht es bei Stadler weiter?

Der ehemalige Audi-Manager Hatz kommt nach Zahlung einer Kaution von drei Millionen Euro aus der U-Haft. Dort sitzt noch der beurlaubte Vorstandschef Stadler. Er wird nicht schnell freikommen.

Von Klaus Ott

Der eine draußen, der andere weiter drin. So sieht es bei der Volkswagen-Tochter Audi in der Abgasaffäre aus, nachdem die Justiz den Haftbefehl gegen Ex-Audi-Manager Wolfgang Hatz aufgehoben hat. Der beurlaubte Vorstandschef Rupert Stadler befindet sich weiter im Gefängnis.

Kommt Stadler bald frei?

Nein, so schnell kann Stadler das Gefängnis in Augsburg-Gablingen nicht verlassen. Die Staatsanwaltschaft München II und die Verteidigung von Stadler haben nach einer ersten Vernehmung am vergangenen Mittwoch inzwischen weitere Vernehmungstermine für die kommende Woche vereinbart. So lange bleibt Stadler bestimmt noch in Untersuchungshaft.

Welche Chancen hätte eine Haftbeschwerde von Stadler?

Sein Anwalt Thilo Pfordte ist ein erfahrener Strafverteidiger. Er hat bislang offenbar noch keine Haftbeschwerde eingelegt. Kommt eine solche Beschwerde zu schnell und die Justiz bejaht dann weiterhin den Verdacht, der langjährige Audi-Vorstandschef habe die Ermittlungen in der Abgasaffäre beeinflussen wollen, dann ist ein nächster Vorstoß erst in mehreren Monaten möglich. Von daher dürfte es sinnvoller sein, erst einmal die weiteren Vernehmungen von Stadler abzuwarten. Das könnte zur Klärung des Sachverhalts beitragen - und im besten Fall für Stadler den Weg zurück in die Freiheit freimachen.

Warum saß Hatz, und warum sitzt Stadler im Gefängnis?

Aus - im Kern - ein und demselben Grund. Beide sollen versucht haben, die Ermittlungen zu behindern. Hatz mit einer Art Regieanweisung für den früheren Audi-Kollegen Giovanni P., wie dieser bei den internen Untersuchungen von Audi beschönigend aussagen solle. Stadler soll in einem Telefonat mit einem Porsche-Mitarbeiter erwogen haben, einen Audi-Beschäftigten beurlauben zu lassen, der offenbar mit der Staatsanwaltschaft kooperiert habe.

Was ist der Unterschied zwischen beiden Fällen?

Hatz hat in der U-Haft monatelang geschwiegen und erst nach mehr als einem halben Jahr ausgesagt. Stadler hingegen hat bereits am zweiten Tag nach seiner Verhaftung das erste Mal ausgesagt und redet nun weiter. Ob das hilft, den Sachverhalt rasch zu klären und ob Stadlers Aussagen die Staatsanwaltschaft überzeugen, bleibt abzuwarten. Hatz hat es jedenfalls nicht geholfen, lange zu schweigen.

Hat Hatz gestanden?

Nein. Er bestreitet weiterhin, von Abgasmanipulationen gewusst sowie versucht zu haben, die Ermittlungen zu behindern. Nach Ansicht des Oberlandesgerichtes München steht er weiter unter Verdacht, in die Abgasaffäre verwickelt zu sein. Da die Ermittlungen weit fortgeschritten sind, hält es das OLG für vertretbar, den Haftbefehl gegen Hatz außer Vollzug zu setzen.

Was ist von dem Vorwurf gegen Stadler zu halten?

Aus Kreisen von Verfahrensbeteiligten heißt es, dieses Telefonat mit dem Porsche-Mitarbeiter sei kein Geniestreich von Stadler gewesen. Ob es ein Versuch war, die Ermittler auszubremsen oder nicht - das muss sich erst noch zeigen. Stadler hat bisher alle Vorwürfe zurückgewiesen. Audi sagt, die Unschuldsvermutung für ihn gelte weiter.

Muss Stadler auch mit einer monatelangen Haft rechnen?

Das Beispiel Hatz zeigt: Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt hart und konsequent, um die Abgasaffäre bei Audi aufzuklären, bis in die obersten Etagen. Hatz war immerhin ein Vertrauter des langjährigen VW-Chefs Martin Winterkorn sowie der Familien Porsche und Piëch. Hatz war neun Monate in Untersuchungshaft. Vor ihm saß der frühere VW-Ingenieur Giovanni P. viereinhalb Monate in U-Haft. Wie schnell Stadler frei kommt, hängt ganz davon ab, wie schnell sich der Vorwurf der Verdunkelung aufklären lässt - ob sich der Vorwurf bestätigt oder ob er in sich zusammenfällt.

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