Süddeutsche Zeitung

Audi:Bram Schot führt

Weil der Wunschkandidat von der Konkurrenz nicht freigegeben wird, rückt der Niederländer vom Interims- zum bleibenden Chef auf.

Von Max Hägler

Jetzt wird Bram Schot also doch zum richtigen Chef: Der 57-jährige Niederländer hat in den vergangenen Monaten den Autobauer Audi als Interims-Chef geführt. Am kommenden Donnerstag will ihn der Audi-Aufsichtsrat nun zum dauerhaften Vorstandsvorsitzenden bestellen, wie mehrere Konzerninsider der Süddeutsche Zeitung bestätigten.

Die Ernennung war nicht vorgesehen vom Aufsichtsrat rund um Volkswagen-Chef Herbert Diess: Eigentlich sollte der BMW-Manager Markus Duesmann den Audi-Posten übernehmen. Doch BMW gibt seinen Manager aus Wettbewerbsgründen weiterhin nicht frei; damit ist Duesmann bis Herbst 2020 gesperrt. Zwar wolle man diesen Automanager weiterhin in den Volkswagen-Konzern holen, heißt es. Aber es wird Duesmann eben kein Platz mehr bei der Konzerntochter Audi freigehalten, denn so lange könne der Autobauer aus Ingolstadt nicht mehr warten: Die Lage wird immer herausfordernder. Wichtige Entscheidungen etwa zu neuen Produkten bleiben liegen und viele Mitarbeiter wünschen sich eine konstante Führung anstatt weiterer Wechsel. Der Chefposten war vakant geworden, weil der langjährige Audi-Chef Rupert Stadler mehrere Monate in Untersuchungshaft saß, wegen möglicher Verstrickungen in den Dieselskandal. Im Oktober hat man sich nun in beiderseitigem Einvernehmen getrennt.

Auch wegen dieses Skandals, der bei Audi vor einem Jahrzehnt seinen Ausgang nahm und dessen Aufarbeitung viel Energie und Geld kostet, ist Audi im Vergleich mit den beiden Konkurrenten BMW und Daimler in verschiedenen Aspekten zurückgefallen. Beim Absatz liegt Audi auf dem dritten Platz. Vor allem hört man im Mutterkonzern, dass der Leitspruch der Unternehmenstochter nicht mehr wirklich zutreffe: "Vorsprung durch Technik." Mit wirklich bemerkenswerten Neuerungen ist der Autobauer zuletzt nicht aufgefallen. Das hat auch mit dem dauernden Wechsel auf dem wichtigen Posten des Entwicklungsvorstandes zu tun: Derzeit leitet Hans-Joachim Rothenspieler das Ressort, aber eher ungeplant: sein Vorgänger musste krankheitsbedingt die Arbeit niederlegen, nach nur gut einem Jahr im Amt.

Wichtigste Aufgabe von Schot sei nun, dem technischen Führungsanspruch wieder gerecht zu werden, heißt es. Dabei gilt Schot als gut geeignet, weil er mit seiner nahbaren Art festgefahrene Verhaltensweisen auflockert. Sein Manko: er ist kein Techniker, sondern vor allem bekannt als herausragender Verkäufer. Weil Schot zudem manche Meinungsverschiedenheiten mit seinem Chef Herbert Diess ausficht, lautete die Frage: Ist das Wörtchen "Interim" wirklich getilgt?

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Quelle:
SZ vom 26.11.2018
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