Süddeutsche Zeitung

Abgasskandal:Früherer Audi-Chef muss mit Verurteilung rechnen

Der ehemalige Audi-Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler muss sich wegen des Abgasskandals vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft spricht unter anderem von Betrug. Eine Verurteilung sei wahrscheinlich, deutet das Gericht an.

Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler muss im Strafprozess wegen des Abgasskandals nach Angaben des Landgerichts München II mit einer Verurteilung rechnen. Bei einem Geständnis Stadlers komme eine Freiheitsstrafe auf Bewährung in Betracht, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Weickert am 161. Verhandlungstag. Das gelte auch für zwei der drei mitangeklagten Ingenieure.

Das Gericht strich die Zahl der im Raum stehenden Betrugsfälle durch manipulierte Automotoren zusammen. Mit einem Urteil wird im Lauf der kommenden Monate gerechnet. Bei einem dritten Ingenieur, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, sieht die Kammer hingegen keinen Grund für eine Fortsetzung des Strafverfahrens. Das Gericht, die Staatsanwaltschaft und dessen Verteidiger einigten sich in der Verhandlung auf eine Einstellung des Verfahrens gegen diesen Angeklagten gegen eine Geldauflage, die noch ausgehandelt werden soll.

Der Prozess gegen Stadler und drei frühere Audi-Ingenieure ist eines der prominentesten Gerichtsverfahren zur Aufarbeitung des Dieselskandals bei Volkswagen und der Konzerntochter Audi. Der Skandal um manipulierte Abgaswerte war im September 2015 aufgeflogen. Die Münchner Staatsanwaltschaft spricht von Betrug, Falschbeurkundung und strafbarer Werbung. Die Angeklagten, darunter der ehemalige Audi-Motorenchef und frühere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz, haben die Vorwürfe zurückgewiesen.

Der Prozess läuft seit September 2020. Die drei Ingenieure sollen Motoren derart manipuliert haben, dass sie gesetzliche Abgaswerte zwar auf dem Prüfstand, aber nicht auf der Straße einhielten. Firmenchef Stadler soll es nach Bekanntwerden des Skandals versäumt haben, den Verkauf der manipulierten Autos zu stoppen. Weil Audi eine zentrale Rolle bei der Motoren-Entwicklung von Volkswagen spielte, sollen die vier Angeklagten für hunderttausendfache Täuschung nicht nur bei dem Ingolstädter Autobauer, sondern auch bei den Schwestermarken Porsche und VW verantwortlich sein.

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SZ/dpa/jju/jael
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