AUB-Prozess:Haft für Ex-Siemens-Vorstand gefordert

Showdown für Wilhelm Schelsky: Muss der frühere AUB-Vorsitzende mehrere Jahre ins Gefängnis?

Uwe Ritzer, Nürnberg

Als Strafe für die heimlichen Millionenzahlungen an den früheren AUB-Vorsitzenden Wilhelm Schelsky soll der ehemalige Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer nach dem Willen der Anklage für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Für Schelsky beantragte Staatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke sogar sechs Jahre Haft. Beide hätten vorsätzlich gehandelt und gewusst, dass die verdeckte Finanzierung der AUB über angebliche Beraterhonorare für Schelsky nicht rechtens war, sagte die Anklägerin in ihrem Plädoyer vor dem Nürnberger Landgericht.

AUB-Prozess: Wilhelm Schelsky (links) und Johannes Feldmayer: Geht es nach der Staatsanwaltschaft, sollen beide Männer für mehrere Jahre ins Gefängnis.

Wilhelm Schelsky (links) und Johannes Feldmayer: Geht es nach der Staatsanwaltschaft, sollen beide Männer für mehrere Jahre ins Gefängnis.

(Foto: Foto: dpa)

Nach dem zweimonatigen Prozess sieht es Gabriels-Gorsolke als erwiesen an, dass Schelsky sich des Betruges, der Steuerhinterziehung und der Beihilfe zur Untreue schuldig gemacht hat. Er habe einen Großteil des Geldes statt für den AUB-Aufbau für Sportsponsoring ausgegeben. Feldmayer, der den letzten Vertrag mit Schelsky unterzeichnet hat, der diesem ab 2001 gut 30,3 Millionen Euro eingebracht hat, habe sich der Untreue in einem besonders schweren Fall und der Steuerhinterziehung schuldig gemacht, so die Anklägerin.

Verteidigung reagiert empört

Feldmayers Verteidiger Martin Reymann-Brauer reagierte empört auf das geforderte Strafmaß. Es ziele "auf die Vernichtung meines Mandanten" ab, die mit dessen Festnahme im März 2007 und der kurzzeitigen Unterbringung in Untersuchungshaft begonnen habe, sagte er. In ihrem zweistündigen Plädoyer ging die Oberstaatsanwältin nicht nur mit den beiden Angeklagten, sondern auch mit Siemens scharf ins Gericht. Dort habe "blinder Gehorsam" geherrscht und die Verwendung der Gelder sei nie kontrolliert worden, sagte sie.

Auch die Auftritte von Siemensianern im Zeugenstand empfand sie als "erschreckend". Sie haben entweder die drei Affen gespielt oder bestritten, überhaupt etwas gewusst zu haben", sagte Gabriels-Gorsolke.

Schelsky, der die Strafforderung ebenso wie Feldmayer mit versteinerter Miene zur Kenntnis nahm, hatte wenige Stunden zuvor seine ganz persönliche Anklageschrift verlesen. Erstmals beschuldigte er namentlich Siemens-Manager, in die Vorgänge verstrickt gewesen zu sein. "Es wussten viele aus den oberen und obersten Führungskreisen über meine Rolle in etwa Bescheid", sagte Schelsky. Im Nachhinein betrachtet sei der Kreis sogar "erschreckend groß gewesen." Allein das Wie der AUB-Finanzierung sei nicht hinterfragt worden.

"Entsetzt über ältere Herren"

Schelsky sagte weiter, er habe persönlich mit den damaligen Zentralvorständen Volker Jung, Walter Kunerth, Jürgen Radomski und Heinz-Joachim Neubürger "über meinen Auftrag des Aufbaus und der Förderung der AUB gesprochen". Ex-Zentralvorstand Günter Wilhelm sei seine Bezugsperson gewesen und der ehemalige Vorstand und spätere Aufsichtsratschef Hermann Franz sogar eine Art Ziehvater. Umso mehr ärgert sich Schelsky über den Zeugenauftritt von Franz im laufenden Prozess. Er sei "entsetzt über ältere Herren, die den Eindruck erwecken, als ob sie die Dinge nur am Rande mitbekommen hätten", spottete Schelsky mit Blick auf den heute 79-jährigen Ex-Manager, der doch über Jahre hinweg seine "Anlaufstation" gewesen sei, so Schelsky.

Franz muss allein schon aus Verjährungsgründen keine Angst haben, wegen etwaiger Vergehen in Sachen AUB noch strafrechtlich belangt zu werden. Er ist schon lange aus dem Geschäft, im Gegensatz zum amtierenden Personalchef von Siemens Deutschland, Walter Huber. Stimmen Schelskys Angaben, war der inzwischen zur Nummer zwei hinter Personalvorstand Siegfried Russwurm aufgestiegene Huber tiefer in die Siemens-AUB-Connection involviert als bislang bekannt. "Namentlich vor allem Herr Huber" sei mit seinem damaligen Chef seine Hauptanlaufstelle bei Siemens gewesen, so Schelsky. Außerdem habe Huber ebenso wie andere Siemens-Führungskräfte an Referententreffen der AUB teilgenommen. Dort habe man "auch Internas aller Art besprochen".

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