Atomwaffen:Banken investieren Milliarden in Atomwaffen-Produzenten

Atomwaffen: Firmen auf der ganzen Welt haben zwischen 2014 und 2017 etwa 525 Milliarden Dollar in Atomwaffenproduzenten investiert.

Firmen auf der ganzen Welt haben zwischen 2014 und 2017 etwa 525 Milliarden Dollar in Atomwaffenproduzenten investiert.

(Foto: AP)
  • Finanzinstitute investieren immer mehr Geld in Firmen, die an der Produktion von Atomwaffen beteiligt sind.
  • Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie der Anti-Atom-Kampagne Ican, die für ihre Arbeit bereits den Friedensnobelpreis erhielt.
  • Auch deutsche Banken investieren demnach in diesen Bereich - und offenbar sogar mit dem Geld von Privatkunden.

Von Nils Wischmeyer

Deutsche Finanzinstitute haben offenbar mehrere Milliarden Dollar in Unternehmen investiert, die Atomwaffen bauen und instandhalten. Dabei soll auch das Geld von Privatanlegern genutzt worden sein. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Auflage der Studie "Don't Bank on the Bomb" (Finanziere nicht die Bombe) der Kampagne für ein Atomwaffenverbot (Ican) und der NGO Pax. Ican hatte für das Engagement gegen Atomwaffen im vergangenen Jahr bereits den Friedensnobelpreis erhalten hat.

Die aktuelle Version bezieht sich auf Investitionen zwischen 2014 und 2017. Ican zufolge haben Finanzinstitute weltweit etwa 525 Milliarden Dollar in Atomwaffen-Produzenten investiert. Das ist eine Steigerung von rund 80 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Zu den Finanziers gehören Banken, Versicherer, Vermögensverwalter und Pensionsfonds. Die zehn größten Unterstützer stammen laut Ican allesamt aus den USA, unter anderem Blackrock, Vanguard und die Bank of America.

Doch auch in Deutschland haben Banken und Versicherer knapp zehn Milliarden Dollar investiert. Dazu gehören der Kauf von Unternehmensanteilen und die Kreditfinanzierung. Den größten Anteil an dieser Summe hat die Deutsche Bank, die Ican zufolge rund 6,6 Milliarden Dollar investiert habe. Platz zwei und drei teilen sich die Commerzbank und der Investmentbereich der Allianz mit 1,2 beziehungsweise 1,03 Milliarden Dollar.

Im Vergleich zur Studie von 2016 fällt vor allem die DZ-Bank auf. Das Gemeinschaftsunternehmen der Volksbanken hat seine Investitionen von 66 Millionen Dollar auf 470 Millionen Dollar gesteigert. Die zusätzlichen 404 Millionen Dollar flossen Ican zufolge in Northrop Grumman, einen US-Rüstungshersteller, der unter anderem Interkontinental-Raketen für das US-Atomwaffenarsenal herstellt. Besonders irritierend: Obwohl sich die DZ Bank selbst hohe ethische Standards setzt, kommt ein Teil des Geldes aus dem Publikumsfonds Uniglobal der Union Investment. In ihn zahlen auch Privatanleger ein, wenn sie über mehrere Jahre sparen wollen. Knapp 45 Millionen Euro wurden so in Northrop Grumman investiert, wie aus dem offiziellen Halbjahresbericht hervorgeht.

Der Fonds steht beispielhaft dafür, wie Geld von Privatkunden zur Finanzierung von Atomwaffenherstellern genutzt wird. Eine Sprecherin der DZ-Bank sagt dazu, dass sich das Geldhaus zu Kundenbeziehungen nicht äußere und verweist auf die internen Ausschlusskriterien für Waffengeschäfte. Auch die Commerzbank, die Allianz und die Deutsche Bank äußern sich nicht zu Kundenbeziehungen. Sie weisen den Vorwurf zurück, direkt oder indirekt Produzenten von Atomwaffen zu finanzieren. Die Institute verweisen lediglich allgemein auf ihre ethischen Standards, die sie natürlich nicht verletzen würden.

Zudem seien einige Firmen auf der Liste von Ican im zivilen und militärischen Bereich tätig. Dazu gehören Airbus oder Boeing. Bei Mischkonzernen achte man darauf, dass man dort nur mit Sparten arbeite, die nichts mit Nuklear- und ABC-Waffen zu tun haben, sagt ein Sprecher der Deutschen Bank. Aino Weyers, Mitglied des Vorstands von Ican Deutschland, hält dagegen: "Kaum eine Finanzierung läuft in Projekte. Man unterstützt als Bank immer das ganze Unternehmen. Dazu gehören auch die Nuklearprojekte." Dass es anders geht, beweisen etwa der norwegische und der niederländische Pensionsfonds. Sie sind komplett aus Geschäften mit Atomwaffen ausgestiegen.

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