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Atomkraft:Belgien schaltet Reaktor Doel 3 bei Antwerpen permanent ab

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Antwerpen (dpa) - Belgien hat im Zuge seines geplanten Atomausstiegs einen ersten Reaktor vom Netz genommen. Der Meiler Doel 3 nahe der Stadt Antwerpen wurde heruntergefahren, wie eine Sprecherin des Betreibers Engie bestätigte.

In dem Atomkraftwerk gibt es noch drei weitere Reaktoren. Außerdem betreibt das Land drei Reaktoren im Kernkraftwerk Tihange, das etwa 60 Kilometer von Aachen in Nordrhein-Westfalen entfernt liegt.

Ursprünglich war geplant, alle belgischen Kernkraftwerke bis 2025 vom Netz zu nehmen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der gestiegenen Energiepreise will die Regierung nun aber die Reaktoren Tihange 3 und Doel 4 bis mindestens Ende 2035 weiterlaufen lassen, um die Energiesicherheit zu gewährleisten - dies ist aber formal noch nicht beschlossen. Im vergangenen Jahr kam rund die Hälfte der belgischen Stromproduktion aus Atomkraft.

In Deutschland gibt es seit langem Kritik an den belgischen Kraftwerken aus den 1970er und 80er Jahren. So wurden bei den Reaktoren im Nachbarland mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile. Die Stadt Aachen und die Bundesregierung haben deswegen in der Vergangenheit wiederholt gefordert, die AKWs stillzulegen.

Doel 3 sorgte wiederholt für Schlagzeilen

Auch der jetzt abgeschaltete Druckwasserreaktor Doel 3 sorgte wiederholt mit Problemen für Schlagzeilen. Vor zehn Jahren fanden Prüfer Haarrisse im Reaktorbehälter, der Meiler wurde daraufhin zweimal für einen längeren Zeitraum abgeschaltet. Die belgische Atomaufsicht bewertete den Meiler aber als sicher. Das Kraftwerk Doel liegt an der niederländischen Grenze an der Schelde, zur deutschen Grenze sind es Luftlinie weniger als 120 Kilometer. Reaktorblock 3 war 1982 ans Netz gegangen und hatte eine Leistung von 1006 Megawatt.

Nach dem Zeitplan des belgischen Atomausstiegs soll Anfang des kommenden Jahres der baugleiche Reaktor Tihange 2 vom Netz genommen werden, der ebenfalls von feinen Rissen im Druckbehälter betroffen war. Danach sind die nächsten Abschaltungen erst 2025 vorgesehen.

© dpa-infocom, dpa:220923-99-877374/2

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