Assekuranz :Sturmerprobt und leidgeprüft

Die öffentlichen Versicherer setzen auf schnelle Hilfe - und sind damit überaus erfolgreich. Größere Naturkatastrophen wie der Sturm "Friederike" machen sich im Ergebnis allerdings schnell bemerkbar.

Von Herbert Fromme und Patrick Hagen, Düsseldorf/Stuttgart

Am 18. Januar 2018 tobte der Sturm "Friederike" durch weite Teile Deutschlands. "Wir hatten schon am selben Tag 18 Prozent der Schäden in den Büchern, in der Woche darauf fast alle Schäden", sagt Sabine Krummenerl, Vorstand bei der Provinzial Rheinland. Wer als Versicherer einen Schaden schnell aufnimmt und Hilfe anbietet, zahlt am Ende weniger - das weiß eigentlich die ganze Branche. Aber nur wenige sind so erfolgreich wie die öffentlichen Versicherer, die den Sparkassen gehören. "Wir können Folgeschäden minimieren, weil zum Beispiel das Dach gleich abgedichtet wird", sagt Krummenerl. Außerdem sind die Kunden zufrieden. Der Handwerkerdienst des Versicherers wird gerne gesehen, weil nach Stürmen die Wartezeiten im Markt lang sind. Die hauseigene Schaden-App für das Smartphone hilft bei der raschen Aufnahme.

In der Fläche müssen sie niemanden fürchten: Die öffentlichen Versicherer sind fast überall Marktführer in der Gebäudeversicherung. Und obwohl die 53 000 Schäden aus "Friederike" die Provinzial Rheinland 63 Millionen Euro kosteten, ist der Versicherer mit dem ganzen Vorgang sehr zufrieden. Auch die SV Sparkassenversicherung litt unter dem Sturm und musste 34 Millionen Euro zahlen.

Natürlich macht das die Gesellschaften anfällig, bei sehr schweren Sturmereignissen leiden die Ergebnisse. Die SV versichert rund 70 Prozent der Gebäude in Baden-Württemberg. Der scheidende Chef Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl weiß, dass er den Rekordgewinn des Jahres 2017 - der Versicherer verdiente 281 Millionen Euro nach Steuern, mehr als doppelt soviel wie im Vorjahr - vor allem dem Ausbleiben von großen Katastrophen zu verdanken hat. In der Schadenversicherung geht es den öffentlichen Versicherern gut, doch in der Lebensversicherung treten sie auf die Bremse: Die Einnahmen in dieser Sparte sind um mehr als 10 Prozent gesunken.

Die Sparkassen denken über die Zukunft ihrer Versicherer nach. In Münster und Düsseldorf prüfen sie eine Fusion der beiden Provinzial-Gruppen. Doch gibt es solche Verhandlungen seit mehr als 20 Jahren - bislang ohne Erfolg. Der Düsseldorfer Chef Patric Fedlmeier ist für eine solche Fusion. Aber sie liege in der Hand der Eigner.

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