Einkommen:Die Millionärsdichte ist in Hamburg und Bayern am höchsten

Luxusshopper auf der Königsallee in Düsseldorf

Luxusshopper auf der Königsallee in Düsseldorf: In Deutschland gibt es immer mehr Menschen, die ein Einkommen von einer Million Euro oder mehr erzielen.

(Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer)

Immer mehr Menschen in Deutschland verdienen jährlich eine Million Euro oder mehr, inzwischen sind es rund 27 000. Gleichzeitig wächst in der Gesellschaft die Armut.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Geld soll ja glücklich machen, aber ab welchem Betrag? Die beiden Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und Angus Deaton haben ein jährliches Einkommen von 75 000 Dollar, also umgerechnet etwa 68 000 Euro, als diese Grenze ausgemacht. Bis zu dieser Schwelle mache mehr Geld immer zufriedener. Doch danach, so die Ökonomen, sei es vorbei mit der Korrelation.

Die prickelnde Erkenntnis in allen Ehren, aber es dürfte nur wenige Zeitgenossen geben, die ein Jahresgehalt von einer Million Euro deshalb ablehnen würden. Glück ist ja nicht alles. Und man könnte sich dann zu einer privilegierten Minderheit zählen, denn so hohe Gehälter sind ziemlich selten. Vorstandsmitglieder aus Banken und Industrie, Unternehmer, sehr gut bezahlte Spezialisten kommen in diesen Genuss. In Deutschland lebten im Jahr 2019 rund 27 400 dieser Einkommensmillionäre, meldete das Statistische Bundesamt am Montag. Damit gab es rund 1200 Einkommensmillionäre mehr als im Vorjahr, das ist ein Plus von 4,6 Prozent. Die Zahl der Menschen, die eine Million Euro oder mehr besitzen, ist dagegen deutlich höher und liegt bei knapp 1,5 Millionen in Deutschland.

Moment mal, 2019? Ja, das stimmt, denn die notwendigen Daten sind aufgrund der langen Fristen zur Steuerveranlagung erst etwa dreieinhalb Jahre nach Ende des Veranlagungsjahres verfügbar, wie die Behörde mitteilte. Die Höhe der erzielten Einkünfte lag bei den Einkommensmillionären im Bundesdurchschnitt bei 2,7 Millionen Euro. Im Durchschnitt verdient ein Vollzeitbeschäftigter in Deutschland knapp 50 000 Euro im Jahr.

Die "Millionärsdichte" sei in Hamburg und Bayern am höchsten, in Sachsen-Anhalt und Thüringen am niedrigsten. In Hamburg hatten zwölf von 10 000 unbeschränkt einkommen­steuerpflichtigen Jahreseinkünfte jenseits der Millionengrenze. In Bayern waren es neun von 10 000 Steuerpflichtigen, in Sachsen-Anhalt und Thüringen dagegen jeweils weniger als zwei von 10 000 Steuerpflichtigen, so die Behörde.

Wer mehr als 265 327 Euro verdient, zahlt den höchsten Steuersatz

Für 15 900 (also 58 Prozent) dieser Einkommensmillionäre stammten die Einkünfte als Haupteinnahmequelle aus einem Gewerbebetrieb. Weitere 5400 (20 Prozent) bezogen ihre Einkünfte vorwiegend aus nichtselbständiger Arbeit und 4400 (16 Prozent) aus selbständiger Arbeit. Andere Einkunftsarten spielten der Statistikbehörde zufolge nur eine untergeordnete Rolle, wobei Einkünfte aus Kapitalvermögen seit Einführung der Abgeltungsteuer im Jahr 2009 nur noch unvollständig abgebildet werden könnten.

In Deutschland gilt ein progressiver Steuersatz, die Abgaben steigen also überproportional mit zunehmendem Einkommen. Dadurch werden die Steuerpflichtigen unterschiedlich stark belastet. Im Jahr 2019 wurden Jahreseinkommen ab 265 327 Euro (beziehungsweise ab 530 654 Euro bei gemeinsam veranlagten Personen) mit dem Höchstsatz von 45 Prozent besteuert. Bei rund 114 500 Steuerpflichtigen kam dieser sogenannte Reichensteuersatz zum Tragen.

Die Gruppe der steuerpflichtigen Einkommensmillionäre ist also klein. Die meisten anderen Menschen bekommen deutlich weniger Gehalt. Allerdings reicht das Einkommen für immer mehr Bürger nicht einmal mehr zum Überleben. Rund zwei Millionen Menschen versorgen sich bei Tafeln, weil sie sich die Lebensmittel nicht mehr leisten können. Das sind mehr als je zuvor. Die Belastungsgrenze sei bei den Helfern erreicht, warnte der Tafel-Dachverband.

Auch Kindern geht es in Deutschland vielerorts schlecht. Mehr als jedes fünfte Kind unter 18 Jahren ist von Armut bedroht gewesen, das sind rund 2,8 Millionen Mädchen und Jungen, so eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung. Es gibt große regionale Unterschiede: Während im bayerischen Roth die Quote der betroffenen Kinder nur bei knapp drei Prozent lag, waren es im nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen fast 42 Prozent. Darüber hinaus, so die Studie, seien 1,55 Millionen junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren von Armut bedroht. Das entspreche etwa jedem Vierten in dieser Gruppe, die somit das höchste Armutsrisiko aller Altersgruppen aufweise. Insgesamt, so das Statistische Bundesamt, waren 2021 in Deutschland rund 13 Millionen Menschen armutsgefährdet. Das entspricht 15,8 Prozent der Bevölkerung.

Was für die Millioneneinkommen gilt, trifft auch auf hohe Vermögen zu: Sie sind ungleich verteilt. Wenige Menschen haben sehr viel. Besonders der Immobilienbesitz und das Betriebsvermögen entscheiden darüber, in welcher Vermögensklasse sich ein Haushalt wiederfindet. Die zehn Prozent vermögendsten Haushalte besitzen 56 Prozent des gesamten Nettovermögens, teilte die Bundesbank zuletzt in einer Studie mit. Zum Vergleich: Die Hälfte der deutschen Haushalte, so die Bundesbank, besitze zusammen gerade einmal drei Prozent des Gesamtvermögens.

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