Arkham Knight:Batman stürzt sich in sein letztes Gefecht

Batman: Arkham Knight

Gut, dass Arkham Knight der letzte Teil der Serie ist: Batmans alte Knochen knacken schon.

(Foto: AP)

Die Batman-Trilogie ist eine der besten Spielereihen der letzten Jahre. Mit "Arkham Knight" findet sie einen würdigen Abschluss - gerade noch rechtzeitig, denn Batman ist reif für den Ruhestand.

Von Jan Bojaryn

Als Batman das erste Mal die Stimme erhebt, zucken Spieler unweigerlich auf dem Sofa zusammen. Wie klingt denn der? Alt, furchtbar alt. Gesprochen wird er im englischen Original von Kevin Conroy, dem Voice Actor, der schon den Zeichentrick-Batman der frühen Neunziger Jahre spielte. Conroy ist mit seiner Rolle gealtert. Der 59-jährige raspelt sich durch die kalte Nacht, lässt seine Stimme in tonlose Tiefen sinken.

Nach wenigen Worten ist klar: Dieser Held ist reif für den Ruhestand. Entwickler-Studio Rocksteady schließt mit "Batman: Arkham Knight" eine Trilogie um den gebrochenen Helden ab. Das ist löblich. Videospielhelden dürfen selten altern. Einmal erfolgreich, müssen sie sich bis in die Beliebigkeit wiederholen und sind dabei zu ewiger Jugend verdammt wie Bart Simpson. Auch mit Batman ist das schon passiert: Weil dieser dritte Teil etwas länger brauchte, setzte die Spielefirma Warner Bros. Interactive ein anderes Studio auf die Serie an, um die Lücke mit einem mäßigen Prequel zu stopfen. Der jüngere Batman wurde von einem anderen Schauspieler gesprochen.

Das Epos muss mit einem lauten Knall enden

Jetzt muss der Alte wieder ran. In seinen letzten Abenteuern hat er die größten Widersacher bereits in den Ruhestand geschickt. Er hat seinen eigenen Job abgeschafft. Aber die Trilogie muss mit einem besonders lauten Knall enden. Den soll ein eigens für dieses Spiel erschaffener Bösewicht liefern. Der "Arkham Knight" trägt eine sportlichere Version des umständlichen Batman-Outfits und hat so viele ungenutzte Möglichkeiten, seine selbstgewählte Nemesis zu töten, dass es unfreiwillig komisch wird. Gut, dass ihm viele andere Schurken zur Seite stehen.

Batman wird zu alt für diesen Mist. Die Pointe hat Rocksteady passend gesetzt. Womöglich fühlen sich die Menschen im Entwicklerstudio nach drei Spielen genauso. Sie kämpfen gegen Bösewichte, die immer wieder auftauchen: Der Nebenplot um den furchteinflößenden "Scarecrow" markierte im ersten Abenteuer 2009 einen kreativen Höhepunkt. Zwei Titel später, 2015 ist Scarecrow zum Oberbösewicht aufgestiegen.

Die Déjà-vu-Erlebnisse reichen bis in die kleinsten Interaktionen. Man schießt sich mit einem Enterhaken auf hohe Mauern und belauert von dort aus die ahnungslosen Fußsoldaten des Bösen. Schnell schlägt man zu und verschwindet wieder. Bei dieser Mischung aus explosiver Action und lautloser Planung fühlt man sich wirklich wie ein Sofa-Batman. Aber so hat man sich in den Spielen zuvor auch gefühlt.

Batman bekommt ein Batmobile und wird noch mächtiger

"Arkham Knight" folgt einer strengen Steigerungslogik. Was Batman zuletzt konnte, was er sich im Laufe von zwei Abenteuern antrainierte, kann er hier größtenteils schon zu Beginn. Und dann lernt er noch einmal ein ganzes Arsenal neuer Tricks. Mit dem neuen Anzug kann er jetzt nicht mehr nur Gleiten, er kann mit ein bisschen Übung und ein paar Updates beliebig weit fliegen. Für jede Situation hat er zwei bis drei verschiedene Gadgets auf Lager. Schleicht er sich erfolgreich an ein Gegnergrüppchen heran, kann er alle auf einmal in einer fulminanten, mäßig interaktiven Actionsequenz umhauen.

Als marketingtaugliche Neuerung besitzt Batman nun auch sein frei fahrbares Batmobile. Dafür wurde die Stadt extra ausgebaut, die Straßen sind jetzt breiter. Das Auto darf in diesem Spiel nicht einfach Auto sein, es wird auf Knopfdruck auch zu einem hochgerüsteten Panzer, der sich mit unzähligen Panzern und Schützenfahrzeugen seiner Widersacher duellieren muss. Es schießt Greifhaken, mit denen es Hindernisse niederreißt, Rampen aufrichtet und sich selbst an Wänden hinaufzieht. Und der Neben-Bösewicht "Riddler" hat extra für das Auto eine Reihe abwegiger Hindernisparcours aufgebaut.

Von allem zuviel: Spieler werden überfordert

Spätestens hier suchen Spieler nach dem Knopf für den Schleudersitz. Es wird einfach zu viel. Batman verliert sich im Dschungel seiner Aufgaben. Spieler verlieren sich im Dickicht der unzähligen Handlungsoptionen auf dem doppelt und dreifach überbelegten Controller. Man muss in den vorherigen Batman-Arkham-Spielen angelernt haben, um diese Nacht zu überstehen.

Batmans Überforderung ist auch den Autoren des Spiels aufgefallen. Wählt man eine neue Nebenmission aus dem gut gefüllten Menü, seufzt er. Die gekidnappten und in der Stadt verteilten Feuerwehrmänner retten, das ist natürlich auch wichtig. Wenn Batman das nicht tut, wer dann? Dabei hätte der gealterte Held ja Helfer, die sogar ständig bei ihm anrufen. Gleich zwei Generationen des klassischen Sidekicks Robin tauchen im Spiel auf, sie dürfen aber nur an vereinzelten Stellen im Spiel aushelfen. Batman ist der trotzige Altstar, der sich partout nicht auswechseln lassen will.

Seine Geschichte findet in "Arkham Knight" einen würdigen Abschluss, ein richtiges Ende. Das ist für Videospiele und ihre gnadenlose Fortsetzungslogik schon etwas Besonderes. Doch der Weg wird lang und langwierig. Schon dieser dritte Teil hat ein ehemals elegantes Spielprinzip über seine Grenzen hinaus strapaziert. Der Rücktritt kommt etwas spät, aber er kommt noch rechtzeitig. Jetzt sollen neue Helden ran.

Batman: Arkham Knight, von Warner Bros. Interactive

erhältlich für Playstation 4, Xbox One, PC

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