Südamerika:IWF empfiehlt Schuldenschnitt für Argentinien

Demonstrators hold a placard that reads 'no to foreign debt payment, IMF out' as they march towards Casa Rosada Presidential Palace during a protest in opposition to the visit of an IMF technical team to Buenos Aires

Demonstranten auf dem Weg zum argentinischen Regierungssitz "Casa Rosada" protestieren gegen die Zahlung der argentinischen Staatsschulden.

(Foto: REUTERS)
  • Der Internationaler Währungsfonds (IWF) glaubt nicht daran, dass es Argentinien aus eigener Kraft aus der Krise schafft.
  • Der IWF empfiehlt deshalb einen Schuldenschnitt. Private Gläubiger sollen auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.
  • Es wäre nicht der erste solche Schritt für das Land. Nach der Wirtschaftskrise 2001/02 hatten Gläubiger schon einmal auf viel Geld verzichtet.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) empfiehlt einen Schuldenschnitt für Argentinien: Die Verbindlichkeiten des südamerikanischen Landes seien nicht mehr tragbar. Es brauche einen "bedeutenden Beitrag von privaten Gläubigern", um Argentiniens Verschuldung mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig vertretbar zu machen, teilte der IWF mit.

Argentinien befindet sich derzeit in einer schweren Wirtschaftskrise, die Landeswährung Peso hat zuletzt deutlich an Wert verloren. Weil zudem die Zinslast steigt, sind die Schulden dem IWF zufolge auf fast 90 Prozent der Wirtschaftsleistung angewachsen. Argentinien müsste seine Ausgaben so drastisch reduzieren, dass dies "weder wirtschaftlich noch politisch" möglich erscheine, teilte der IWF mit.

Für die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas wäre es nicht der erste Schuldenschnitt. Nach der bisher schwersten Wirtschaftskrise des Landes 2001/2002 hatten die meisten privaten Schuldner in den Folgejahren auf bis zu 70 Prozent ihrer Forderungen verzichtet.

Private Gläubiger sollen auf Geld verzichten

Argentinien schuldet allein privaten Gläubigern rund 113 Milliarden US-Dollar. Der IWF selbst hat dem Land mit mehr als 57 Milliarden Dollar den größten Kredit seiner Geschichte gewährt. Erst vor wenigen Tagen forderte die argentinische Vizepräsidentin Cristina Kirchner, der IWF solle dem Land einen Teil der Schulden erlassen. Das ist jedoch allein wegen der Statuten des Fonds nicht möglich. Die Regierung verzögert dem IWF zufolge bereits durch Kapitalverkehrskontrollen die Rückzahlung ausstehender Schulden und lässt das laufende Haushaltsdefizit durch die Zentralbank finanzieren.

Viele Argentinier machen den Fonds für die Staatspleite Anfang der 2000er Jahre verantwortlich. Kirchners Ehemann, der frühere Staatschef Néstor Kirchner (2003-2007), hatte während seiner Amtszeit die Beziehungen zu dem Fonds zunächst abgebrochen und den Schuldendienst eingestellt. Später ließ er allerdings alle IWF-Schulden zurückzahlen.

Seit 2018 steckt Argentinien in einer Rezession, die Inflationsrate lag im vergangenen Jahr bei 54 Prozent. Das Land leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht.

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