Süddeutsche Zeitung

Argentinien:Evita mischt die Hunderter auf

"Don't cry for me, Argentina", schmettert die argentinische Volksheilige Evita - zumindest im gleichnamigen Musical. Die Argentinier wissen aktuell nicht, ob sie lachen oder weinen sollen angesichts des Trubels um die neuen 100-Peso-Scheine. Die Geldautomaten streiken bei der Annahme, dennoch bekommt der Hunderter einen Preis als bester Geldschein der Region.

Von Sophie Crocoll

Die Argentinier erzählen sich gerne mal Witze auf Kosten eines Geldscheins. "El billete nuevo Evita la inflación?", fragen sie dann: Verhindert der neue Schein die Inflation? Vor fast einem Jahr, am 60. Todestag Eva Peróns, ehemalige Präsidentengattin und Volksheilige der Besitzlosen, kündigte die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner an, dass es künftig einen 100-Peso-Schein mit dem Profil Evitas geben würde.

Evita ist die erste Frau, die auf einem argentinischen Geldschein gewürdigt wird. Beliebt ist der Schein bei den Argentiniern aber nicht. Die Geldautomaten nahmen das neue Papier nicht an, Software-Probleme, entschuldigte das die Zentralbank. Da war das Misstrauen in der Bevölkerung schon gewachsen, bis heute weigern sich viele kleine Händler, den Schein anzunehmen. Die Zentralbank hat ihnen nun Strafen angedroht - und eine kostenlose Telefonnummer eingerichtet, unter der Menschen Verkäufer anschwärzen können, die beim Bezahlen den Evita-Hunderter nicht akzeptieren.

Präsidentin Kirchner fühlt sich indes bestätigt, dass sich die Einführung des neuen Scheins gelohnt hat: Bei einer Konferenz für Sicherheitsdruck in Bogotá, Kolumbien, hat der neue Hunderter den Preis als bester Geldschein der Region gewonnen - für die technologische Innovation, wie Kirchner bei Twitter schrieb, die Grafik: "und weil er die neuesten Sicherheitsmaßnahmen vereint" (das schrieb sie in Großbuchstaben). Kirchner fand das selbstverständlich großartig: "Toll Evita, selbst von einem Schein aus besiegst du sie." Welch Kompliment.

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Quelle:
SZ vom 12.07.2013
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