Arcandor: Untreue-Verdacht:Staatsanwälte ermitteln gegen Middelhoff

Für Thomas Middelhoff wird es eng. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den früheren Arcandor-Chef wegen des Verdachts auf Untreue.

"Wir haben uns nach einer erneuten Prüfung von Unterlagen entschieden, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten", sagte Oberstaatsanwältin Angelika Matthiesen. Bislang hatte sich die Anklagebehörde nur mit Vorermittlungen gegen Middelhoff befasst.

Thomas Middelhoff, AP

Ex-Arcandor-Chef Middelhoff: Kritik an Mietgeschäften.

(Foto: Foto: AP)

Hintergrund sind mögliche Verflechtungen mit Immobiliengeschäften des Karstadt-Mutterkonzerns. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hatte sich besorgt über Zeitungsberichte geäußert, in denen es um die Beteiligung von Middelhoff und seiner Ehefrau an Karstadt-Immobilien geht.

Bevor Middelhoff 2004 zur damaligen KarstadtQuelle AG kam, hatten er und seine Frau sich an dem Oppenheim-Esch-Fonds beteiligt, der Karstadt-Immobilien im Portfolio hat. Neben einem möglichen Interessenkonflikt - Middelhoff war bis Februar Vorstandschef des nun insolventen Kaufhauskonzerns - ist die Höhe der Mieten ein Thema. 2002 hatte sich der damals noch unter dem Namen Karstadt-Quelle firmierende Konzern verpflichtet, fünf Karstadt-Häuser für 20 Jahre zu mieten. Der Mietpreis liegt derzeit bei jährlich 42,6 Millionen Euro, was mehr als zehn Prozent des in den Häusern erzielten Umsatzes entspricht. Branchenüblich wären fünf bis sieben Prozent.

Kritik standhaft abgelehnt

Zypries hatte ihre nordrhein-westfälische Amtskollegin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) gebeten, den Vorgang genauer zu prüfen. Das Ministerium hatte das Schreiben von Zypries an die Staatsanwaltschaft Essen weitergeleitet.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik an Middelhoff wegen seines Engagements bei dem Fonds gegeben. Die Beteiligung an dem Fonds der Privatbank Sal. Oppenheim und des Projektentwicklers Josef Esch war auch Thema bei Hauptversammlungen gewesen. Middelhoff hatte sich jedoch standhaft gegen Forderungen von Aktionärsschützern gewehrt, seine Beteiligungen abzustoßen oder gegen die zu hohen Mieten des Fonds zu klagen. Dies sei für ihn mit Verlusten verbunden, er habe die Papiere ja schon vor Amtsantritt besessen, sagte er.

Nach Ansicht von Middelhoff können ihm die Staatsanwälte nichts anhaben. Er habe seine Beteiligungen den Gremien des Unternehmens nie verheimlicht, Wirtschaftsprüfer und Anwälte hätten den Sachverhalt intensiv geprüft.

Der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor hatte Anfang der Woche Antrag auf Insolvenz gestellt.

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