Arcandor:Eick geht, nimmt und gibt Millionen

Dramatischer Tag bei Arcandor: Der Insolvenzverwalter übernimmt das Kommando, Chef Karl-Gerhard Eick verlässt das Unternehmen mit einer 15-Millionen-Euro-Abfindung - und will einen Teil des Geldes an die Belegschaft spenden. Wirkt der öffentliche Rüffel durch Kanzlerin Angela Merkel?

Für Tausende von Arcandor-Beschäftigten ist der Verlust des Arbeitsplatzes ein großes Stück näher gerückt. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens für den Pleitekonzern durch das Essener Amtsgericht wächst der Druck auf Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, nicht rentable Firmenteile rasch zu schließen. Arcandor-Boss Karl-Gerhard Eick hat den Chefstuhl bereits geräumt. Er verlässt das marode Unternehmen mit einer Abfindung von 15 Millionen Euro. Einen Teil des Geldes - bis zu fünf Millionen Euro - will er nun an die Mitarbeiter spenden.

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Arcandor-Chef Eick geht - mit 15 Millionen Euro. Einen Teil will er an die Mitarbeiter spenden.

(Foto: Foto: Reuters)

"Ich will das Geld für Mitarbeiter des Arcandor-Konzerns spenden, um soziale Härten wegen der Insolvenz abzufedern", zitiert die Bild-Zeitung vom Mittwoch vorab. "Denkbar ist, dass unter anderem behinderte Menschen sowie andere sozial bedürftige Mitarbeiter unterstützt werden." So könnten die bis zu fünf Millionen Euro zunächst in einen neugegründeten Fonds fließen und anschließend an die Mitarbeiter ausgezahlt werden. "Das muss aber Insolvenzverwalter Görg übernehmen. Er soll die Härtefälle definieren und entscheiden, welche Mitarbeiter Geld bekommen", sagte Eick.

Mit seiner Ankündigung reagiert Eick auf die scharfe Kritik - unter anderem von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) - an seiner hohen Abfindung. Der Manager hat nach nur sechs Monaten bei Arcandor Anspruch auf bis zu 15 Millionen Euro. Eick erklärte, er habe von vornherein eine Spende tätigen wollen. "Ich habe von Anfang an beabsichtigt, einen Teil des Betrages zu spenden. Allerdings wollte ich mit dieser Ankündigung bis zur Klärung aller Details warten."

Das Amtsgericht Essen eröffnete am Dienstag offiziell das Insolvenzverfahren für die ersten Gesellschaften des zahlungsunfähigen Konzerns. Betroffen waren unter anderem die Konzernholding Arcandor, die Versandhandelssparte Primondo, die Warenhaustochter Karstadt und der Quelle-Versand.

Konzepte im November

"Unser Ziel ist es, den Gläubigerversammlungen im November plausible Sanierungskonzepte zur Abstimmung vorzulegen", kündigte Insolvenzverwalter Görg an. Deshalb werde er "die Sanierung der beiden Handelssegmente Karstadt und Primondo/Quelle weiter vorantreiben".

Was dies bedeutet, hatte Görg bereits vor einigen Wochen angekündigt: Insgesamt droht nach früheren Angaben rund 3700 Mitarbeitern der Versandhandelssparte Primondo der Verlust des Arbeitsplatzes. Die defizitären 109 Quelle-Technik-Center sollen schon bald geschlossen und die Quelle-Shops von 1450 auf rund 1000 reduziert werden.

Außerdem stehen noch 19 der 126 Karstadt-Waren- und Sporthäuser zur Disposition. Pro Filiale sind durchschnittlich zwischen 120 bis 250 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Arcandor-Führungsspitze verließ überwiegend bereits mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens das Unternehmen. Neben Eick beendeten unter anderem auch Finanzvorstand Rüdiger Günther und Karstadt-Chef Stefan Herzberg ihre Tätigkeit für das Unternehmen. Primondo-Chef Marc Oliver Sommer blieb allerdings auf seinem Posten, um den Verkaufsprozess weiter zu unterstützen.

Absolut kein Verständnis

Die Eick'schen Millionen nach nur sechs Monaten im Amt - selbst Kanzlerin Bundeskanzlerin Merkel geriet angesichts dessen in Rage. Sie habe absolut kein Verständnis dafür, "wenn jemand, der ein insolventes Unternehmen leitet, für sechs Monate Arbeit das gesamte Gehalt für fünf Jahre bekommt", sagte die CDU-Vorsitzende am Dienstag im Bayerischen Rundfunk.

Eick verteidigte dagegen die Abfindung. "Ich bin nicht gierig, aber ich bin auch nicht blöd." Eine so hochriskante Aufgabe ohne Absicherung zu übernehmen, "das macht kein vernünftiger Mensch", sagte der 55-Jährige. Außerdem stamme das Geld nicht von dem zahlungsunfähigen Handelskonzern, sondern vom Arcandor-Großaktionär Sal. Oppenheim.

Eick hatte sich die Millionen vor seinem Wechsel von der Deutschen Telekom zu Arcandor garantieren lassen.

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