Arbeitsmarkt:Studieren lohnt, auch in der Krise

Hochschulabsolventen müssen womöglich selbst in der Corona-Pandemie nicht mit Lohnabschlägen rechnen. Es kommt aber sehr auf die Fächerwahl an.

Von Alexander Hagelüken, München

Wenn im November an den Unis die Vorlesungen losgehen, stellen sich junge Deutsche wieder diese Fragen: Wird es interessant? Verdiene ich nach dem Studium genug? Diesmal dürfte eine Frage dazu kommen, vor allem bei jenen, die bald die Uni oder Fachhochschule beenden: Verschlechtert die Corona-Krise meine Jobchancen? Zumindest ein paar Anhaltspunkte liefert jetzt die Plattform Gehalt.de, die 40 000 Lohnangaben von Akademikern untersucht hat.

Dabei geht es nicht nur darum, was einzelne Abschlüsse finanziell bringen. Sondern auch um die Konsequenzen des wahrscheinlich stärksten Wirtschaftseinbruchs der Nachkriegszeit. Weil Gehälter für weibliche und männliche Berufseinsteiger regelmäßig neu verhandelt werden, könnten sie in Folge der Corona-Krise sinken. Philip Bierbach von Gehalt.de hält das jedoch für unwahrscheinlich. Vor allem, weil kürzenden Unternehmen nach der Krise ein Wettbewerbsnachteil im Ringen um Bewerber droht. Auch nach Corona dürfte es ja einen Mangel an manchen Fachkräften geben.

Allerdings dürften die Berufsanfänger weniger gut wegkommen, falls sich die Krise am Arbeitsmarkt doch stärker auswirkt als es bisher aussieht - mit einer halben Million hält sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit seit Frühjahr in Grenzen. Nach einer kanadischen Studie fangen Absolventen bei Rezessionen mit starken Jobverlusten oft bei kleineren, schlechter zahlenden Betrieben an, um überhaupt eine Stelle zu finden. Sie brauchen dann zehn Jahre, um den entsprechenden Lohnabschlag aufzuholen.

Generell bestätigt gehalt.de, dass sich ein Studium oft lohnt. Und zwar sofort. Akademiker verdienen schon in den ersten drei Berufsjahren im Schnitt 50 000 Euro im Jahr, ein Drittel mehr als Arbeitnehmer ohne Studium. Das bestätigt etwa die Forschung von Ludger Wössmann vom Ifo-Institut. Demnach kommen Uniabsolventen im Laufe ihres gesamten Berufslebens im Schnitt auf eine Million Euro Einkommen, netto. Mit Lehre sind es 600 000 Euro, ohne 460 000 Euro - also halb so viel wie bei einem Akademiker. Wössmann sagt auch: "Nicht jedes Studium ist per se lohnender als etwa der Weg über eine Lehre zum Meister oder Technikerabschluss." Schon Architekten verdienen demnach nicht unbedingt besser als Meister mit gut laufenden Betrieben. Erst recht gilt das für viele Geisteswissenschaftler. Diese Unterschiede zeigen sich auch in den Daten von gehalt.de. Am besten verdienen bei den akademischen Berufsanfängern demnach Naturwissenschaftler, Informatiker und Ingenieure mit 50 000 bis 52 000 Euro im Jahr. Dann folgen Volks- und Betriebswirte mit 47 000 Euro. Sprach- und Kulturwissenschaftler haben dagegen im Schnitt nur 35 000 Euro.

Insgesamt kommt es auch auf die Branche an. Chemie- und Autofirmen sowie Anlagenbauer zahlen im Schnitt 58 000 bis 64 000 Euro. Werbung, PR, Kultur und soziale Einrichtungen fallen mit 36 000 Euro deutlich ab, Gaststätten und Hotels mit 32 000 Euro noch mehr. Und es kommt aufs Geschlecht an: Frauen erhalten gut 6000 Euro weniger im Jahr.

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