Arbeitsmarkt:Mehr als 45 Millionen Beschäftigte

Berufsausbildung

Eine Auszubildende beim Schweißen: Erstmals gibt es mehr gemeldete Lehrstellen als Bewerber.

(Foto: dpa)

Die deutsche Wirtschaft stellt weiter ein. Davon profitieren sogar Langzeitarbeitlose.

Von Thomas Öchsner

Es geht immer noch ein bisschen besser: Auch im Oktober kann die Bundesagentur für Arbeit (BA) Rekordzahlen für den deutschen Arbeitsmarkt verkünden, der Herbstaufschwung macht's möglich. Offiziell als arbeitslos gezählt sind jetzt nur noch 2,202 Millionen Menschen, das ist der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung. Die Arbeitslosenquote fiel erstmals seit 1991 mit 4,9 Prozent unter die Fünf-Prozent-Marke. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte: "Auf diese Zahlen kann Deutschland stolz sein."

Einen Rekord gab es auch bei den Zahlen zur Beschäftigung: In Deutschland haben nun mehr als 33 Millionen einen sozialabgabenpflichtigen Job. Die Zahl der Erwerbstätigen, einschließlich Selbständige, Beamte und Minijobber, liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erstmals knapp über 45 Millionen, das sind 561 000 mehr als im Vorjahr. Vom Handelsstreit mit den USA oder Brexit "merken wir gegenwärtig nichts", sagte der Vorstandschef der BA, Detlef Scheele.

Mit etwa 2,2 Millionen Arbeitslosen im Oktober ist die Zahl der Jobsucher seit September um 53 000 zurückgegangen. Verglichen mit dem Vorjahr waren es sogar 185 000 weniger. Von Vollbeschäftigung könne man bundesweit aber noch nicht reden, wenn auch in einigen Regionen Bayerns und von Baden-Württemberg die Arbeitslosenquote mittlerweile teilweise deutlich unter 2,0 Prozent liegt. "Das zeigt, dass man Marken erreichen kann, von denen wir vor drei Jahren nicht geträumt haben", sagte Scheele.

Der Behördenchef erwartet, dass sich der Aufschwung im nächsten Jahr fortsetzt. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht 2019 von einem Jahresdurchschnitt von 2,23 Millionen Arbeitslosen aus. Scheele glaubt deshalb nicht, dass 2019 die Marke von zwei Millionen unterschritten wird. Ohnehin ist die sogenannte Unterbeschäftigung in Deutschland noch relativ hoch. So sind neben den Arbeitslosen weitere 3,142 Millionen Menschen bei der Nürnberger Behörde registriert, die etwa kurzfristig arbeitsunfähig sind oder etwa einen Ein-Euro-Job haben. Diese werden nicht als arbeitslos gezählt. Die Zahl der Langzeitarbeitlosen sank hingegen deutlich binnen eines Jahres um 93 000 auf 775 800.

Positiv fielen auch die Zahlen zum Ausbildungsmarkt aus: Demnach lag die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen erstmals seit 1994 höher als die der gemeldeten Bewerber. Auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen kamen 98 Bewerber. Allerdings nahmen laut BA "regionale, berufliche und qualifikatorische Ungleichgewichte" weiter zu. 2018 blieben deshalb noch mehr Ausbildungsstellen ohne Azubi als 2017. So waren Ende September noch 57 700 Ausbildungsstellen unbesetzt. Zugleich suchten 24 500 Bewerber bislang vergeblich eine Lehrstelle.

Bewerber fehlten vor allem in der Gastronomie, für Handwerksberufe und auf dem Bau. Weniger Ausbildungsstellen als Bewerber gab es im Tischlerhandwerk, in der Informatik und in der Kfz-Technik. Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnte vor einer "Spaltung der Gesellschaft". Die Ausbildungschancen der Jugendlichen hingen "stark von ihrem Wohnort, ihrem Schulabschluss und ihrem Pass ab", sagte DGB-Vorstandsmitglied Elke Hannack.

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