Süddeutsche Zeitung

Arbeitsmarkt:Mehr Infektionen, weniger Arbeitslose

Lesezeit: 2 min

Trotz der neuen Corona-Eskalation ist die Beschäftigungslage erstmal stabil. Bald dürfte es aber zu Problemen kommen.

Von Alexander Hagelüken

Seit Wochen nehmen die Corona-Infektionen in Deutschland stark zu. Auch die wirtschaftliche Entwicklung wird unter dem neuen Pandemie-Schock leiden. Die Beschäftigungslage zeigt sich trotzdem erstmal stabil - eine erfreuliche Nachricht in schweren Zeiten. Auf Dauer allerdings dürfte es sich auf die Beschäftigung auswirken, dass die Pandemie mit Macht zurückkehrt.

Zunächst setzt sich die Erholung der vergangenen Monate fort. Nach Ausbruch der Pandemie waren schnell Jobs verloren gegangen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg rasch auf fast drei Millionen. Seitdem allerdings finden mehr und mehr Bürger wieder eine Stelle. So auch im November: Die Zahl der Arbeitslosen schrumpfte um 60 000 auf 2,3 Millionen. Sie ist nicht mehr weit von dem Niveau entfernt, das sie vor der Pandemie hatte.

"Folgen der aktuellen, besorgniserregenden Corona-Situation in Deutschland zeigen sich bislang kaum", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele. So gehen im Herbst dieses Jahres 300 000 Bürger mehr einer Beschäftigung nach als vor zwölf Monaten. Auch die staatlich bezuschusste Kurzarbeit, durch die in der Krise viele Stellen gerettet wurden, nimmt stetig ab. Im September gab es 750 000 Kurzarbeiter - das ist weit von den sechs Millionen entfernt, die im April 2020 Kurzarbeitergeld bezogen.

Die vierte Corona-Welle wirft allerdings ihre Schatten voraus. Schon beantragen wieder mehr Unternehmen Kurzarbeit. Etwa Restaurants und Touristikbetriebe, bei denen es neuerlich Einschränkungen wegen der Pandemie gibt. Jobagentur-Chef Scheele zeigt sich derweil für 2022 skeptischer. "Wir gehen inzwischen von erhöhter Arbeitslosigkeit auch im nächsten Jahr aus", sagte er am Dienstag.

Scheele fordert eine Impfpflicht

Scheele treibt besonders der in Deutschland vergleichsweise niedrige Anteil Geimpfter um. Eine geringe Impfquote führe zu Schwierigkeiten. In Regionen mit vielen Ungeimpften nähmen die Infektionszahlen zu. Das führe zu Schließungen, was wiederum wirtschaftliche Existenzen gefährdet. Scheele forderte die neue Bundesregierung auf, eine gesetzliche Impfpflicht vorzubereiten. Es dürfe nicht passieren, dass durch mangelnde Impfbereitschaft noch mal das ganze Land in Mitleidenschaft gezogen werde.

Sorgen macht sich auch der alte und wohl neue Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Der positive Trend am Arbeitsmarkt sei durch die täglichen Höchstwerte bei den Infektionen stark gefährdet: "Wir erleben neue Hindernisse für den Arbeitsmarkt, die im Winter aller Voraussicht nach zunehmen werden. Wir tun alles Nötige, um den Arbeitsmarkt sicher durch den Winter zu bringen." Die Bundesregierung hat gerade den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld bis Ende März nächsten Jahres verlängert. Damit will Heil Planungssicherheit für die Unternehmen schaffen.

Der Arbeitsminister ist überzeugt, dass die neuen 3-G-Regeln am Arbeitsplatz funktionieren. Seit vergangener Woche müssen Beschäftigte geimpft, genesen oder frisch getestet sein, wenn sie in die Firma kommen. Die meisten Unternehmen setzten die neuen Regeln vorbildlich um. Heil glaubt, dass die Einführung der neuen Regeln die Bereitschaft steigert, sich impfen zu lassen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5477085
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.