Bundesagentur für Arbeit :Zahl der Arbeitslosen steigt stärker als im Juli üblich

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Die schwache Konjunktur schlägt nun auch auf den Arbeitsmarkt durch. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Etwas mehr als 2,8 Millionen Menschen sind derzeit ohne Job, die Quote liegt bei 6,0 Prozent. „Die schwache Wirtschaftsentwicklung belastet den Arbeitsmarkt“, heißt es von der Bundesagentur für Arbeit.

Es ist bereits die dritte schlechte Nachricht dieser an schlechten Nachrichten für die deutsche Wirtschaft ohnehin nicht armen Woche. Kernbotschaft: Die Dauerkrise kommt jetzt auch am Arbeitsmarkt an, jenem robusten deutschen Arbeitsmarkt, der die Großlagen der vergangenen Jahre – Corona, Krieg und Energieknappheit – bisher erstaunlich unbeschadet überstanden hat. Fast 2,81 Millionen Menschen waren im Juli ohne Job, wie die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch bekanntgab. Die Zahl ist deutlich stärker gestiegen als für die Jahreszeit üblich. Im Vergleich zum Juni sie um 82 000 zu, im Vergleich zu Juli 2023 steht ein Plus von mehr als 190 000 Arbeitslosen zu Buche, ein deutlicher Sprung. Die Quote liegt jetzt bei 6,0 Prozent.

Erst am Dienstag hatte das Statistische Bundesamt Daten geliefert, die der Ampelregierung nicht gefallen dürften. Die Wirtschaftsleistung ging vom ersten auf das zweite Quartal 2024 um 0,1 Prozent nach unten. Außerdem zog die Inflation leicht an, von 2,2 auf 2,3 Prozent. Die Werte sind für sich genommen nicht dramatisch, aber sie haben einen negativen psychologischen Effekt. Der Blick auf die Zahlen unterstreicht: Seit Jahren kommt die deutsche Wirtschaft nicht vom Fleck. Nur ein einziges Mal seit dem Amtsantritt von Olaf Scholz Ende 2021, so bemerkte die Nachrichtenagentur Bloomberg, seien die Wachstumszahlen von einem Quartal auf das nächste höher als 0,5 Prozent gelegen.

„Die schwache Wirtschaftsentwicklung belastet den Arbeitsmarkt“, sagt Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. Dass dieser Arbeitsmarkt unter Druck gerät, zeigt sich auch an anderen Indikatoren: So ist die Zahl derjenigen Menschen gestiegen, die Arbeitslosengeld erhalten; sie lag im Juli bei 903 000, das sind 105 000 mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Bürgergeldbezieher stieg im Jahresvergleich um 75 000 auf 4,02 Millionen. Bürgergeld erhalten auch Menschen, die eine Beschäftigung haben, deren Lohn aber nicht zum Lebensunterhalt ausreicht. Sie werden häufig als „Aufstocker“ bezeichnet.

Fachleute zeigten sich besorgt angesichts der Entwicklungen. „Mit Blick auf die Zukunft verheißt der anhaltende Anstieg der Zahl der Insolvenzen in Verbindung mit schwindenden Einstellungsplänen sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor nichts Gutes“, sagte zum Beispiel Carsten Brzeski, der Chefvolkswirt der ING-Bank.

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