Arbeitsagenturen in der Kritik:Jobvermittlung mangelhaft

480.000 offene Stellen - das ist in Zeiten der Wirtschaftskrise viel zu viel, kritisiert Arbeitgeberpräsident Hundt. Die Leistung der Jobcenter bezeichnet er als unzureichend.

Ineffizient, unzureichend und zu zentralistisch: Die Vermittlungstätigkeit der Bundesagentur für Arbeit (BA) steht in der Kritik. "Um Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt besser in Übereinstimmung zu bringen, müssen die Arbeitsagenturen und Jobcenter bei der Beratung und Vermittlung von Arbeitslosen besser werden", sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, der Welt am Sonntag.

Arbeitsagenturen in der Kritik: Jobcenter in der Kritik: Die vorgeschlagenen Bewerber entsprechen dem Stellenprofil nur unzureichend, sagt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.

Jobcenter in der Kritik: Die vorgeschlagenen Bewerber entsprechen dem Stellenprofil nur unzureichend, sagt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.

(Foto: Foto: AP)

Zwar hätten die Agenturen "in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt", sagte der Arbeitgeberpräsident. "Viel zu häufig beklagen die Betriebe aber immer noch, dass die vorgeschlagenen Bewerber dem Stellenprofil nur unzureichend entsprechen." Trotz der Krise meldete allein die BA für den Juli noch 480.000 offene Stellen. "Das ist mehr als in vorangegangenen Krisen", sagte Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) der Zeitung.

"Da weniger als jede zweite offene Stelle der Betriebe bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wird, werden die derzeit bestehenden Jobchancen unterschätzt", sagte Hundt. "Es gibt auch in der Krise viele Unternehmen, die Mitarbeiter suchen oder Stellen trotz hoher Arbeitslosigkeit nicht zügig und passgenau besetzen können." So fehlen der deutschen Wirtschaft trotz Krise mehr als 60.000 Fachkräfte in technischen Berufen.

Hundt forderte: "Zur funktionierenden Vermittlung gehört auch, dass Arbeitslose passende Angebote für Anpassungsqualifizierungen erhalten und die regionale wie berufliche Mobilität optimal unterstützt wird." Die Kritik des Arbeitgeberpräsidenten bezeichnete das SPD-geführte Bundesarbeitsministerium dem Bericht zufolge zum Teil als "nachvollziehbar". Klaus Brandner (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Arbeitsministerium, sagte aber auch: "Wir wären sicherlich weiter, wenn die CDU nicht die nötigen Reformen bei den Jobcentern blockiert hätte."

Rückendeckung aus der Politik

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel begrüßte Hundts Kritik: "Weil die zentral organisierte große Nürnberger Behörde nicht flexibel genug auf die Notwendigkeiten des Arbeitsmarktes eingehen kann, wird sie von vielen Arbeitgebern nicht mehr eingeschaltet." Die Ineffizienz der BA koste die Versicherten unnötig Geld und minimiere ihre Chancen, einen neuen Job zu finden.

Ähnlich argumentieren die Grünen: "Die Vorgaben der BA und des Ministeriums sind einfach zu zentralistisch. Die Jobcenter vor Ort brauchen mehr Entscheidungsspielräume", sagte ihre Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer. Der Fachkräftemangel habe aber auch damit zu tun, dass die Arbeitgeber ihrer Ausbildungspflicht nicht ausreichend nachkämen. Für Ralf Brauksiepe (CDU), den arbeitsmarktpolitischen Sprecher der Unions-Fraktion, ist "die BA in der Jobvermittlung deutlich besser geworden".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: