Arbeit:In Deutschland wird weniger gestreikt

2017 haben die Arbeitnehmer so wenig gestreikt wie lange nicht. Doch 2018 wird es deutlich mehr werden, schon wegen der Metallindustrie.

Von Thomas Öchsner

In Deutschland haben die Arbeitnehmer 2017 so wenig gestreikt wie seit 2010 nicht mehr. Bei 194 Arbeitskämpfen sind im vergangenen Jahr 238 000 Arbeitstage von Beschäftigten ausgefallen. 2016 waren es noch 462 000 Ausfalltage. Dies geht aus der Streikbilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Demnach sank auch die Zahl der Streikenden von etwa einer Millionen im Jahr 2016 auf 131 000. Schon jetzt steht aber fest, dass die Zahl der Arbeitskämpfe 2018 deutlich steigen wird. Zum Jahresauftakt hatte es bereits Arbeitsniederlegungen in der Metallindustrie mit allein 1,5 Millionen Streikenden, bei der Deutschen Post und erste Warnstreiks im öffentlichen Dienst gegeben. Hierzulande kommt es traditionell eher nicht so häufig zu Arbeitskämpfen. Nach Berechnungen des WSI rangiert Deutschland im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld. So fielen hier zwischen 2007 und 2016 im Jahresdurchschnitt etwa 16 Arbeitstage pro 1000 Beschäftigte aus. Zum Vergleich: In Dänemark, in denen es häufig zu Aussperrungen durch Arbeitgeber kommt, waren es im gleichen Zeitraum 119 Ausfalltage und allein in Frankreichs Privatwirtschaft 117 Tage. Auch in Belgien, Kanada, Norwegen oder Irland fallen zum Teil deutlich mehr Arbeitstage durch Arbeitskämpfe aus. Am wenigsten gestreikt wird in Österreich mit zwei und in der Schweiz mit durchschnittlich einem Ausfalltag. Streiktage werden von Land zu Land allerdings unterschiedlich erfasst. Deshalb sind die Statistiken nur eingeschränkt vergleichbar.

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