Arbeit - Berlin:Berliner Beschäftigte stärker belastet als der Durchschnitt

Arbeit - Berlin: Passanten gehen an einem aufgegebenen Geschäft vorbei. Foto: Frank Rumpenhorst/FRank Rumpenhorst/dpa/dpa/Symbolbild
Passanten gehen an einem aufgegebenen Geschäft vorbei. Foto: Frank Rumpenhorst/FRank Rumpenhorst/dpa/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Mehr als die Hälfte der Berliner Beschäftigten ist einer neuen Umfrage zufolge unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen. Vor allem Zeitdruck und Arbeit außerhalb der Arbeitszeit machen ihnen zu schaffen, wie aus einer Beschäftigtenbefragung der Senatsverwaltung für Arbeit und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hervorgeht. "Dieser "Index Gute Arbeit" ist ein Wachruf, ein Wake-up-call", sagte Arbeitssenatorin Katja Kipping (Linke) am Montag bei der Vorstellung der Ergebnisse für das Jahr 2022.

Von den 1000 Befragten gaben demnach 57 Prozent an, bei der Arbeit oft oder sehr häufig unter Zeitdruck zu stehen - das sind sieben Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt. "Das ist halt ein Verschleiß, das belastet das Familien- und Sozialleben, aber eben auch die Gesundheit", sagte Kipping.

Zusätzlich können sich nur 50 Prozent der Befragten vorstellen, ihre jetzige Arbeit bis zum gesetzlichen Rentenalter auszuüben. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Jahren. "Wenn nur jeder Zweite sagt, dass er sich vom jetzigen Datum ausgehend vorstellen kann, seine Arbeit bis zum gesetzlichen Rentenalter ohne Einschränkungen weiterhin auszuüben, muss uns das nachdenklich stimmen", betonte die Senatorin.

Ein Großteil der Befragten macht sich zudem Sorgen um die eigene Rente. So schätzen mehr als 80 Prozent ihre gesetzlichen Rentenbezüge als nicht oder gerade ausreichend ein. Auch das Einkommen reicht bei 35 Prozent nicht oder gerade so aus. Deshalb gelte es aus Sicht der DGB-Vorsitzenden Katja Karger, stärker für die Tarifbindung zu kämpfen. "Die Tarife sind das Einzige, was wirklich eine sichere Haltelinie für die Beschäftigten ist in dieser Stadt", sagte sie.

Abgeleitet aus diesen Faktoren bewerten insgesamt 52 Prozent der Beschäftigten in Berlin ihre Arbeitsqualität als schlecht oder im unteren Mittelfeld. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Der Wert ergibt sich den Autoren der Umfrage zufolge aus dem Schnitt von insgesamt 42 Fragen und dafür von den Verfassern vergebenen Punkten zwischen Null und Hundert.

Die Landesebene hat aus Kippings Sicht indes kaum Möglichkeiten, die Zufriedenheit der Arbeitenden zu verbessern. "Die zentralen Regulierungen sind Bundesgesetzgebung", betonte sie. Sie wolle sich weiterhin für Tariftreue im Bund einsetzen und in Gesprächen mit Berliner Unternehmen auf die Verbesserung von Arbeitsbedingungen hinweisen. Ein geeignetes Mittel sei auch das bestehende Tarifregister im Internet sowie der Landesmindestlohn, der mit 13 Euro bereits über dem bundesweiten Mindestlohn liegt.

Die Befragung wurde nach 2018 und 2020 im vergangenen Jahr zum dritten Mal in Berlin durchgeführt. Befragt wurden im Zeitraum Februar bis Juni 2022 insgesamt 1000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte per Telefon oder Handy.

© dpa-infocom, dpa:230123-99-324651/3

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