Apple-Zulieferer: Strategie gegen Selbstmorde:Du sollst nicht sterben

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Eine Selbstmordserie erschüttert den chinesischen Apple-Zulieferer Foxconn. Jetzt greift das Unternehmen mit einer neuen Vorschrift durch - und im Notfall wartet auf labile Mitarbeiter die Psychatrie.

Zehn Mitarbeiter haben sich seit Beginn des Jahres das Leben genommen - für den weltweit größten Elektronikhersteller Foxconn ist das ein immenses Desaster. Doch wie kann ein Unternehmen einer solchen Selbstmordserie Herr werden?

Den Apple-Zulieferer Foxconn erschüttert eine Serie von Selbstmorden. (Foto: ap)

Das Management von Foxconn hat sich dafür eine besondere Strategie erdacht. Einem Pressebericht zufolge haben die Beschäftigten der in China produzierenden taiwanesischen Firma einen Brief bekommen, in dem sie sich schriftlich dazu verpflichten mussten, sich selbst nicht zu töten. Außerdem hat die Konzernführung die Gebäude mit Netzen verhängt, um Todesstürze zu verhindern.

Foxconn produziert unter anderem für Apple, Hewlett Packard oder Dell. Die Southern Metropolis Daily druckte jetzt ein Foto des Briefes an die Angestellten. "Ich verspreche, mich oder andere niemals in einer extremen Form zu verletzen", heißt es darin.

Die Beschäftigten erlauben mit ihrer Unterschrift dem Unternehmen sogar, sie "zum eigenen Schutz und dem anderer" in eine psychiatrische Klinik zu schicken, sollten sie in einer "anormalen geistigen oder körperlichen Verfassung sein". Dabei suchen Arbeitnehmervertreter die Gründe für die Selbstmordserie Sie machen den hohen Druck bei gleichzeitig schlechter Bezahlung für das Drama verantwortlich.

Foxconn-Gründer Terry Gou flog am Mittwoch in seinem Privatjet und begleitet von Journalisten in die Sonderwirtschaftszone Shenzhen, wo das Unternehmen allein 300.000 Menschen beschäftigt. Vom dortigen Werk hatten sich neun Arbeiter in den Tod gestürzt.

Aktivisten trommeln zum iPhone-Boykott

Die South China Morning Post zitierte eine 21-jährige Foxconn-Arbeiterin, sie müsse an sechs Tagen pro Woche jeweils zwölf Stunden arbeiten. Die Stimmung im Werk sei "eng und erdrückend", die Angestellten dürften nicht miteinander sprechen. Eine andere Arbeiterin berichtete vom hohen Tempo: Sie müsse täglich tausende von Computerplatinen für elektronische Geräte prüfen. Ihr monatlicher Lohn betrage 2000 Yuan (238 Euro).

Apple erklärte am Mittwoch, der Konzern verfolge die Schritte von Foxconn, weitere Selbstmorde zu verhindern. Das Unternehmen fühle sich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Bedingungen für die Arbeiter in der Produktion "sicher" seien und dass die Beschäftigten mit Respekt behandelt würden, erklärte eine Sprecherin.

Eine Arbeitsrechtsorganisation hatte am Dienstag angekündigt, sie wolle zum Boykott des iPhone aufrufen, das bei Foxconn hergestellt wird.

Auch die chinesische Regierung kritisierte das Unternehmen und hob die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter hervor. Firmen aus Taiwan seien in China willkommen, sagte Yang Yi, Sprecher des Taiwanbüros des Staatsrates in Peking, fügte aber hinzu: "Wir hoffen auch, dass die Arbeitgeber sich um ihre Beschäftigten kümmern."

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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