Apple vs. Samsung:Dienste statt Dinge

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Guckstu hier: Als Figuren aus der Kinderserie Sesamstraße verkleidete Schauspieler machen bei einer Präsentation von Apple Werbung für den neuen Video-Dienst des Konzerns. (Foto: David Paul Morris/Bloomberg)

Apple ist dabei, die Abhängigkeit vom iPhone zu überwinden, Samsung erleidet einen Gewinnrückgang.

Von Helmut Martin-Jung, München

Sie waren es ja so gewohnt, die Fans des Elektronikkonzerns Apple. Kurz vor Ende der Liturgie-ähnlichen Produktvorstellungen zogen Steve Jobs oder sein Nachfolger Tim Cook gerne mal ein neues Produkt aus der Tasche, eingeleitet von der Phrase: "There's one more thing ..." - frei übersetzt: "Eins hätt' ma noch." Doch nun müssen sich die Fans umgewöhnen. Apple wird zwar gewiss nicht nachlassen dabei, einen möglichst großen Hype um neue Produkte zu entfachen - das kann auch keiner der Konkurrenten so gut wie die Kalifornier. Aber Apple verlagert den Schwerpunkt mehr und mehr auf sein Ökosystem, auf ein Netz aus Produkten und Dienstleistungen also.

Die jüngsten Quartalszahlen zeigen das recht deutlich. Der Anteil an den Umsätzen macht nur noch knapp die Hälfte aus (48 Prozent), insgesamt sind die Umsätze aber gestiegen. Erfolgreiche andere Produkte wie Apples computerisierte Armbanduhr und die kabellosen Ohrhörer und die Dienste des Konzerns wie iCloud fangen den Rückgang der Verkäufe beim iPhone mehr als wieder auf.

Hätte US-Präsident Trump nicht den Handelsstreit mit China vom Zaun gebrochen, sähen die Zahlen von Apple noch besser aus, denn vor allem in China brach der Absatz des iPhones ein. Außerdem hat Apple mit den Preisen für seine Smartphones mittlerweile wohl auch einen Preispunkt erreicht, bei dem viele dann doch ins Grübeln geraten. Trotzdem: Der Umsatz Apples stieg auf 53,8 Milliarden Dollar, obwohl die Umsätze mit dem iPhone um zwölf Prozent auf knapp 26 Milliarden Dollar fielen. Die Strategie, wegzukommen von der Abhängigkeit vom iPhone, zahlt sich also mehr und mehr aus.

Apples größter Konkurrent bei Smartphones, der Mischkonzern Samsung aus Südkorea, ist von jeher erheblich breiter aufgestellt gewesen als Apple. Auch Samsung leidet unter internationalen Verwicklungen, im Falle der Koreaner sind es politische Streitigkeiten mit Japan. Es geht dabei um die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft, die von 1910 bis 1945 dauerte. Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Oktober einen japanischen Stahlhersteller angewiesen, Schadenersatz zu zahlen. Die japanische Regierung hatte das Urteil kritisiert. Es gibt auch noch weitere ähnliche Klagefälle.

Samsung, Weltmarktführer auch bei Chips, bekommt darüber hinaus zu spüren, dass die fetten Jahre der Mobilfunk-Industrie vorbei sind. Die Menschen behalten ihre Smartphones länger, auch weil die Sprünge in puncto Leistungsfähigkeit längst nicht mehr so groß sind wie früher. Das heißt, dass auf diesem Massenmarkt auch die Nachfrage nach Chips etwa für den eingebauten Speicher sinkt. Die Koreaner haben sich darüber hinaus auch noch selbst ein ziemlich dickes Ei gelegt. Um ja nicht gegen den chinesischen Konkurrenten Huawei abzustinken, ließen sie sich dazu hinreißen, ihr faltbares Smartphone an Tester auszuliefern - mit ebenso eindeutigem wie katastrophalem Ergebnis. Das Gerät, wiewohl im Grunde vielversprechend, war schlicht noch nicht ausgereift, was vor allem mit der Falttechnik zusammenhing. Der Chef der Mobilsparte, DJ Koh, hat sich dafür bereits entschuldigt und die Schuld auf sich genommen.

Dass es kein Zuckerschlecken werden würde in diesem Jahr, davor hatte Samsung vorab gewarnt. Ganz so schlimm wie angekündigt ist es zwar dann nicht gekommen. Trotzdem: Wenn der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 54 Prozent einbricht, ist das eine Hausnummer. Für die zweite Jahreshälfte erwartet Samsung allerdings Besserung. Der Markt für Speicherchips sei zwar sehr in Bewegung, aber man rechne damit, dass viele Rechenzentren die länger aufgeschobene Aufrüstung ihrer Server mit größeren Speicherchips nun vornehmen würden. Die Preise für Standard-Speicherchips, wie sie in Rechenzentren verwendet werden, waren im vergangenen Quartal um ein Viertel gefallen, bei Speicherchips für Smartphones waren es 11,5 Prozent.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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