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Apple:Universum mit Apfel

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Der Technologiekonzern Apple teilt künftig nicht mehr mit, wie viele Geräte verkauft werden - dahinter steckt eine klare Strategie, die wohl auch mit der Preispolitik zusammenhängt.

Von Helmut Martin-Jung, München

Wie verdiene ich mehr Geld mit meinem Produkt, auch wenn ich weniger Einheiten davon verkaufe? Die simple Antwort lautet: Die Einheiten teurer machen. Das funktioniert allerdings nicht immer. Ein Bäcker, der seine Semmeln erheblich teurer als die Konkurrenz verkaufen will, muss dafür auch eine spürbar bessere Qualität bieten. Und er muss Kunden finden, die dazu bereit sind, dafür zu zahlen. Was auch nicht schadet, ist ein gutes Image, ein gewisser Nimbus.

Bei Apple trifft ein überragender Nimbus auf eine gute Qualität der Produkte. Das hat dazu geführt, dass das Unternehmen aus Cupertino, Kalifornien, zum wertvollsten der Welt aufgestiegen ist. Auch andere Hersteller mögen gute Smartphones oder Laptops bauen - mit einem iPhone oder einem Macbook aber kann man sich immer sehen lassen. Auch wenn der Konzern wie beim Erfolgsmodell Macbook Air schon mal ein paar Jährchen braucht, um ein Nachfolgemodell auf den Markt zu bringen. Dass die Konkurrenz unterdessen technologisch enteilt war, wissen und kümmert ja nur Nerds.

Apples äußerst erfolgreiche Strategie kann zwar auch nicht verhindern, dass die Nachfrage nach Smartphones in den Industrieländern ihren Höhepunkt überschritten hat. Allerdings hat es der Konzern geschafft, rückläufige Stückzahlen mit höheren Preisen mehr als auszugleichen. Apples Gewinne gingen im vergangenen Quartal sogar nach oben, um satte 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Einer der Gründe: Apple verlangt mehr für seine Produkte. Das Einstiegsmodell der neuen iPhones kostet 849 Euro, das teuerste 1649 Euro. Der Durchschnittspreis, den Apple pro iPhone erlöst, liegt mittlerweile bei 793 Dollar (695 Euro), im Vorjahresquartal waren es 618 Dollar (541 Euro).

Die Konsequenz: Künftig wird Apple nicht mehr mitteilen, wie viele Geräte der Konzern verkauft - in der Ahnung, dass die Rekorde der vergangenen Jahre bei den Verkaufszahlen vermutlich nicht mehr erreicht werden können. Die Börsianer waren davon weniger begeistert. Wenn der Konzern, der ja noch immer zu einem großen Teil von einem Produkt abhängig ist, dem iPhone, nicht mehr sagt, wie viele er davon absetzt, erschwert das zu beurteilen, wie es um ihn steht. Der Kurs sackte nach dieser Ankündigung erst einmal ab.

Dass dies so bleibt, muss man aber wohl nicht fürchten. Zum einen ist da Apples Hochpreis-Strategie, zum anderen hat es der Konzern auch geschafft, die Abhängigkeit vom iPhone zu verringern. Die Cloud-Dienste, vernetzten Lautsprecher und smarten Uhren entwickeln sich gut. Da trifft es sich gut, dass Apple es wie kaum ein anderes Unternehmen geschafft hat, eine Art eigenes Universum zu schaffen, das ständig erweitert wird.

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Quelle:
SZ vom 03.11.2018
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