Apple und Adobe:Kleine Programme, großer Streit

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Adobe unerwünscht: Apple verbietet die Software des Rivalen auf seinen Geräten. Nun hat der Konzern Ärger mit den Kartellbehörden.

M. Koch u. T. Riedl

Es geschah vor wenigen Tagen: In einer wichtigen Maßeinheit der Unternehmensgröße, der Marktkapitalisierung im amerikanischen Aktienindex S&P 500, zog Apple an Microsoft vorbei. Die Meldung verbreitete sich mit rasender Geschwindigkeit über das Internet. Der Herausforderer hatte den Machthaber entthront.

Die US-Wettbewerbsbehörde prüft ein Kartellverfahren gegen Apple. (Foto: Foto: AP)

Nun, zwei Wochen später, erfährt Apple, was es heißt, die Nummer eins zu sein: Medienberichten zufolge prüfen die US-Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission und das Justizministerium in Washington ein Kartellverfahren gegen den kalifornischen Technologiekonzern. Die Eröffnung eines formellen Ermittlungsverfahrens sei wahrscheinlich, heißt es.

Apple hat mit einer Kampagne gegen den Softwarehersteller Adobe das Misstrauen der Behörden geweckt. Die Untersuchung zielt auf die neuen Nutzerbedingungen, denen sich Programmierer unterwerfen müssen, wenn sie Apps, also Mini-Programme, für das Handy iPhone, den Musikspieler iPod oder den Tablet-Computer iPad vertreiben wollen. Apple schreibt seit kurzem vor, dass jeder App-Anbieter, der Apple-Nutzer als Kunden gewinnen will, beim Programmieren auch Werkzeuge und Software-Bausätze von Apple verwenden muss. Das Softwarehaus Adobe, das vergleichbare Hilfsmittel verkauft, und andere werden so von einem lukrativen Markt ausgesperrt.

Die Feindschaft zwischen Apple und Adobe währt noch nicht lange: In den 80er Jahren hat Apple dem Softwarehaus Adobe sogar zum Durchbruch verholfen, als der Computerhersteller die Druckersprache Postscript des jungen Unternehmens Adobe für die eigenen Drucker lizenzierte. Kreativsoftware von Adobe - wie das bekannte Bildbearbeitungsprogramm Photoshop - wird von Grafikern traditionell besonders gern auf Apple-Computern eingesetzt.

Doch die Freundschaft von einst hat tiefe Risse bekommen. Kürzlich wollte Adobe seine jüngste Software bewerben: ein Produkt, mit dem sich auch Mini-Programme für die Apple-Geräte entwickeln lassen. Doch wenige Tage vor der Produktvorstellung machte Apple einen Strich durch die Rechnung. Der Computerhersteller änderte seine Geschäftsbedingungen. Apps für iPhone, iPad und iPod dürfen nun nur noch mit Werkzeugen von Apple erstellt werden. In einer für seine Verhältnisse ungewöhnlich langen Stellungnahme schrieb Apple-Chef Steve Jobs vor wenigen Tagen, was er von Adobe hält.

Adobe: "Verschleierungstaktik"

Die Software namens Flash, mit der die meisten multimedialen Inhalte im Internet erstellt sind, werde nur von Adobe angeboten, sei also nicht frei verfügbar, dazu technisch nicht ausgereift und nicht für Geräte gemacht, die über den Bildschirm bedient werden können, heißt es kurz gesagt in der 1700-Worte-langen Erklärung. Zudem - und das sei sein wichtigstes Argument, so Jobs - könnten Programmierer mit Flash-Software keine Mini-Anwendungen erstellen, die in der gewohnten Qualität funktionierten, erklärt der Apple-Chef.

Für Apple geht es bei diesen Anwendungen um viel Geld. Jeder App-Programmierer muss seine Software von Apple durchwinken und dann im Apple-eigenen App-Store bereitstellen lassen. Dafür behält das Unternehmen 30 Prozent des App-Preises ein. Mehr als 150.000 solcher Mini-Programme gibt es bereits für Apple-Geräte von externen Softwareentwicklern.

Adobe-Chef Shantanu Narayen bewertet die Vorwürfe von Jobs als "Verschleierungstaktik". Die Software seines Hauses sei nicht fehlerhaft. "Wir haben verschiedene Weltanschauungen", sagte er in Richtung Jobs. Nach Informationen von US-Medien stören sich die US-Wettbewerbshüter nicht nur an dem Zwist mit Adobe, sondern auch an Vorschriften, die die Weitergabe von Kundendaten an Werbefirmen verhindern. Dadurch wird es für externe Unternehmen schwer, Anzeigen auf Apple-Geräten zu schalten. Apple hat mit iAd einen Werbedienst für die eigenen Geräte gegründet und ist offenbar entschlossen, sich hier einen Vorteil zu sichern.

© SZ vom 05.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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