Klar, am Ende ist es auch nur eine Werbeveranstaltung. Kauft unsere Produkte und ihr werdet ein besseres Leben haben, das schwingt als subkutane Botschaft mit, wenn der Elektronikkonzern Apple eine seiner Produktpräsentationen hält. Man wird sich aber sehr, sehr schwertun, Präsentationen zu finden, die besser gemacht sind als die von Apple selbst special events genannten. Die Mischung aus Selbstlob, hochprofessionell gedrehten, oft auch witzigen Einspielfilmen und kurzen Vorträgen von Apple-Angestellten ist sogar noch ein Stück perfekter geworden, seit die Veranstaltungen nicht mehr live stattfinden, sondern wie an diesem Dienstagabend aus der Konserve gestreamt werden.
Das Ganze wäre freilich ziemlich nutzlos, würden die so hochgelobten Produkte diesen Anspruch nicht erfüllen. Das tun sie objektiv gesehen vielleicht auch nicht immer - andere Hersteller bauen zum Beispiel Smartphones, die manches noch besser können als das iPhone. Wirklich daneben greift man mit einem Apple-Produkt aber nicht, oft machen sie Dinge, die es bereits gibt, erst richtig populär. Das gilt sogar für die gesamte Kategorie der Smartphones. Erst mit dem iPhone begann sie ihren kometenhaften Aufstieg. Worin Apple aber wirklich unübertroffen ist, das zeigt sich in der Art und Weise, wie sein auf immer mehr Produkte und Dienste anwachsendes Universum mehr und mehr untereinander verwoben ist. Darin steckt ein großer Teil des Erfolgsgeheimnisses der Kalifornier.
Das zentrale Produkt ist natürlich das iPhone. Im Apple-Kosmos ist es nötig, um zahlreiche andere Produkte nutzen zu können, etwa die Computeruhr Apple Watch. Auch wenn ein iPhone keine Voraussetzung ist - etwa bei den Bluetooth-Ohrhörern, den Airpods - ist es leichter, die Hörer damit zu verbinden als mit einem Android-Gerät. Die Airpods kommunizieren auch mit Apples TV-Zuspieler. Und wer mit dessen Hilfe die Farbwiedergabe seines Fernsehers anpassen will, kann dafür ein iPhone nutzen. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Die Idee dahinter ist so einfach wie genial. Je mehr Abhängigkeiten man so schafft, desto weniger Lust werden Kunden verspüren, sich nach Alternativen umzusehen, die meistens nicht ganz so komfortabel sind, die einem aber auch mehr Wahl lassen und in den meisten Fällen günstiger zu haben sind. Gerade wer sich nicht andauernd mit nicht kooperationswilligen IT-Geräten herumschlagen will, zahlt gerne etwas mehr, wenn er diese Sorge damit zumindest verringern kann.
Apple zeigt sich mehr und mehr als Firma, der Datenschutz am Herzen liegt
Warum aber schafft Apple, was andere nicht hinkriegen? Es ist diese Mischung aus dem von Gründer Steve Jobs ererbten Drang zur Perfektion, technischen Spitzenleistungen und einem Marketing, das daraus ein kaum zu erreichendes Image geschaffen hat. Nicht umsonst begann die Präsentation am Dienstag auf den Grünflächen vor der futuristischen Apple-Zentrale in Cupertino. Die Vögel zwitscherten, während Firmenboss Tim Cook über Wege und Wiesen schlenderte und berichtete, sein Konzern wolle bis 2030 CO2-neutral werden, und zwar bis in die letzte Lieferkette.
Apple zeigt sich zudem mehr und mehr als Firma, der Datenschutz am Herzen liegt - wenngleich die wohl wichtigste Initiative dazu am Dienstag unerwähnt blieb. Die kommende Betriebssystemversion 14.5 fordert den App-Anbietern ab, für die anbieterübergreifende Verfolgung im Netz explizit die Zustimmung der Nutzer einzuholen. Gut möglich, dass es dafür eine eigene Veranstaltung geben wird.
Nicht vergessen werden sollte aber auch, dass Apple in den vergangenen Jahren technologisch gewaltige Fortschritte gemacht hat. Bestes Beispiel dafür ist der hauseigene M1-Chip. Obwohl Apple wie auch etwa Prozessorspezialist Qualcomm mit den Designs der britischen Prozessorschmiede ARM arbeitet, sind sie der Konkurrenz weit voraus. Es wird spannend zu sehen sein, ob der Konzern diesen Vorsprung auch künftig wird halten können.
Im Moment jedenfalls funktioniert Apples Prinzip, alles möglichst aus einer Hand zu liefern - die Hardware ebenso wie die dazu nötige Software -, so gut wie kaum je zuvor. Das 12,9-Zoll-iPad der Pro-Reihe war schon in der Version vom Vorjahr konkurrenzlos schnell und bekommt nun einen weiteren Schub durch das M1-Rechnerherz. Apple hat daher auch kaum Probleme, den Übergang von den bisher in seinen Computern verbauten Intel-Chips zu den eigenen zu managen, obwohl dafür alle Programme angepasst werden müssen.
Es sieht also so aus, als könnte die Erfolgsgeschichte der Kalifornier noch eine ganze Weile weitergehen. Auch wenn sie einem am Ende auch nur etwas verkaufen wollen.