Apple: Rückzug von Steve Jobs:Der iGod geht, die Aktie fällt

Ohne Steve Jobs bekommt der Computerkonzern Apple ein Problem - das zeigt schon der Kurssturz am ersten Tag nach dessen Rückzug. Interims-Chef Tim Cook kann erst einmal auf Rekordzahlen im jüngsten Quartal bauen. Aber was dann?

Thorsten Riedl

Am Tag danach schlägt die Stunde der Anleger. Für einen Tag hat sie "iGod" Steve Jobs austricksen können, hat mit einem überraschenden Schritt seiner Firma etwas Luft verschafft. Lange hält das nicht vor.

Apple Inc. CEO and co-founder, Steve Jobs health

Steve Jobs zieht sich bei Apple aus dem Tagesgeschäft zurück.

(Foto: dpa)

Am Montag hatte sich der gesundheitlich schwer angeschlagene Apple-Patriarch Steve Jobs in Kalifornien krank gemeldet, Zukunft ungewiss. Dumm für die Investoren: In den Vereinigten Staaten waren die Börsen am Montag wegen eines Feiertages geschlossen. In Europa dagegen wurde gehandelt, und hier verlor die Apple-Aktie deutlich an Wert. In New York zogen die Börsianer am Dienstag nach: minus sechs Prozent in der Spitze.

Dabei ist doch eigentlich alles wie gehabt: Jobs behält seinen Titel als Vorstandschef und will bei allen wichtigen Entscheidungen eingreifen. Déjà-vu.

Fast auf den Tag vor zwei Jahren, am 14. Januar 2009, hatte Jobs bereits einmal angekündigt, sich aus gesundheitlichen Gründen eine Weile aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Seit langem schon bewegt die Leidensgeschichte des Firmengründers die Welt. Vor sieben Jahren musste der heute 55-Jährige wegen Bauchspeicheldrüsen-Krebs operiert werden, vor zwei Jahren bekam er eine neue Leber. Jedes Mal kam er zurück. Das hofft er auch dieses Mal, "schnellstmöglich", wie es in seiner Mail an die Mitarbeiter schrieb.

Damals wie heute übernahm Tim Cook die Leitung des Computerkonzerns. Der 50-Jährige ist im Vorstand bisher schon für das Tagesgeschäft zuständig. Sein Problem: Niemand zweifelt an seinen Fähigkeiten als Manager - aber niemand traut ihm zu, in die Fußstapfen des Visionärs zu treten.

Ohne Jobs ist Apple nicht Apple.

Wer ist Tim Cook?

Bei der letzten Auszeit war Cook verantwortlich dafür, dass Produkte nach Plan vorgestellt wurden, dass die Quartalsbilanzen mehr als ordentlich ausfielen - und dass der Marktwert von Apple in der Zeit um fast 60 Prozent stieg. Sein Lohn dafür 2009, im Jahr der Krankenvertretung: 59 Millionen Dollar.

Cook hat mehr als jeder andere bei Apple das Zeug dazu, den Laden am Laufen zu halten. Jobs holte ihn 1998 an Bord, um mit Apple wieder Anschluss an die Branche zu finden. Der studierte Ingenieur war bereits lange in der Computerindustrie, bei Compaq und IBM. So wie Jobs sich um jedes Detail bei der Produktentwicklung sorgt, hat Cook alle Fragen rund ums laufende Geschäft im Griff: "Er ist einer der besten Manager der Lieferkette", sagt ein Analyst.

Optimale Lagerhaltung, Kapitalmanagement oder das Einhalten von Zeitplänen bei der Produktion - das ist Cooks Welt. Fern ist ihm dagegen die Produktentwicklung, das Entdecken lukrativer Nischen oder das Zuschneidern der Produkte auf die Wünsche der Kundschaft. Das macht bisher Jobs.

Bleibt der Chef nur wenige Monate weg, dürfte das für Apple kein Problem werden. In der Nacht zum Mittwoch zog das Unternehmen Bilanz. Der Quartalsumsatz stieg um 71 Prozent auf 27, der Gewinn um 78 Prozent auf sechs Milliarden Dollar. Das Weihnachtsgeschäft war dank Mac, iPhone und iPad das Beste in der Firmengeschichte.

Für die nächsten Monate stehen neue Apple-Geräte vor der Markteinführung. So soll die Produktion für einen Nachfolger des Tabletcomputers iPad bereits angelaufen sein, im Sommer kommt ein neues iPhone. Und dann?

Apple hat schon mal eine Zeit ohne Jobs durchlebt. 1985 hatte sich der Vordenker mit dem damaligen Vorstandschef John Sculley überworfen und Apple im Zorn verlassen. Die erste Zeit lief es gut, doch dann verhaspelte sich das Management. So gab Sculley Unmengen Geld aus, um Digitalkameras, CD-Spieler oder TV-Apparate produzieren zu lassen. Erfolglos. Er musste gehen - genau wie seine beiden Nachfolger. Als Jobs 1997 zurückkam, stand Apple vor der Pleite. Wiederholt sich die Geschichte?

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