Ende der dreißiger Jahre gründete Lee Byung Chull, Vater des heutigen Chefs, die Lastwagenfirma Samsung. Auf Koreanisch bedeutet der Name "drei Sterne", den manche auf Byung Chulls drei Söhne zurückführen, andere auf die Werte, die er seinem Unternehmen verordnete: Größe, Stärke, Qualität. Fuhr der Gründer anfangs noch selbst Reissäcke mit dem Fahrrad aus, wuchs das Unternehmen schnell und in verschiedene Richtungen: Schon bald unterhielt der Familienbetrieb eine Zuckerfabrik, produzierte Nudeln und experimentierte mit Technik. Später kamen unter anderem ein Freizeitpark und eine Chemieabteilung dazu.
In den siebziger Jahren erkannte der alte Lee, dass die Zukunft der Elektrogeräte in der Halbleitertechnik lag. Er fuhr seine Technik-Sparte zweigleisig: auf der einen Seite schraubte Samsung für niedrige Löhne Fernseher und Kühlschränke für andere Firmen zusammen und baute so eigene Expertise auf. Gleichzeitig entwickelten Elektro-Experten mit viel Geld Halbleiter, die als Grundlage für Speicherchips dienen.
Als die Menschen sich in den Neunzigern Personal Computer in ihre Wohnungen holten, wurde Samsung reich; als Marktführer für Halbleiter fand sich ihre Technik in fast jedem Computer der Welt. Nach der Konzernübernahme von Lee Kun Hee begann das Unternehmen, das Geld auch in andere Techniksparten zu investieren. Samsung fertigte sämtliche Technik-Produkte selbst, ohne teure Zwischenhändler. Bald verkaufte der Konzern auch im Westen.
Samsung will die Elektronik-Welt beherrschen
(Foto: REUTERS)"Typisch asiatisches Verhalten", nennt Nikolaus Mohr Samsungs Ausbreitung über den Erdball. Er ist Technikbranchen-Experte der Unternehmensberatung Accenture. Am Anfang hätten Asiaten günstige, einfachere Geräte gebaut und sie auf heimischen Märkten verkauft. Nachdem die Firmen dort viel Geld verdient hätten, investierten sie in die Entwicklung innovativer Produkte und expandierten ins Ausland. "Auch viele chinesische Firmen machen das jetzt so", sagt Mohr.
Auch den heutigen Erfolg als Weltkonzern führt der Berater auf diese Strategie zurück. Samsung habe verstanden, wie die Technikbranche funktioniere: "Wer eine Innovation verschläft, ist aus dem Wettbewerb raus." Dabei spricht Mohr nicht davon, dass Unternehmen Neuerungen anderer "kopieren", sondern sie für ihr eigenes Produkt so schnell wie möglich "adaptieren".
Jong Yong Yun, ein früherer Chef von Samsung Electronics, beschrieb die Firmen-Strategie des Unternehmens einmal so: "Auch teurer Fisch wird nach ein oder zwei Tagen billig." Das gelte für Sushi und Handys in gleichem Maße. Weil Samsung praktisch alle technischen Details selbst produziert, kann es Innovationen auf dem Markt schnell aufgreifen und sie auf die Produkte übertragen.