Apple:Huch, mein Handy ruft den Notruf an

Apple: In den USA schlug ein iPhone bei einer Achterbahnfahrt Alarm.

In den USA schlug ein iPhone bei einer Achterbahnfahrt Alarm.

(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Apples neueste Produkte passen auf ihre Besitzer auf: Sie wählen den Notruf, wenn sie einen Unfall vermuten. Manchmal reicht dafür auch schon eine Achterbahnfahrt.

Von Johannes Korsche

Es ist das große Versprechen all der Tech-Giganten aus dem Silicon Valley: "Wir machen die Welt besser." Seit einiger Zeit beschränkt sich die Weltverbesserung vornehmlich auf die Automatisierung des Alltags, Stichwort "smart living". Der Einparkassistent im Auto: smart parking. Der automatisch bestellende Kühlschrank: smart shopping. Und nun also die neueste "Innovation" aus dem Hause Apple: ein automatisierter Notruf, mit denen sich das iPhone 14 und die neue Apple Watch von ihren Vorgängern abheben sollen. Die Idee geht so: Wenn das Handy einen Unfall erkennt, klingelt es automatisch beim Notruf durch und holt Hilfe; smart crashing, könnte man sagen. Nur hapert es wohl noch an der Umsetzung. Denn das iPhone kümmert sich nicht nur in Notfällen um Hilfe. Sondern auch in der Achterbahn.

Wie alles in der "smarten" Welt, liegt das am Algorithmus. Dabei habe Apple "fortschrittliche Bewegungsalgorithmen entwickelt, die mit mehr als einer Million Stunden realen Fahr- und Unfalldaten angelernt worden sind", verkündete das Unternehmen Anfang September noch stolz in einer Pressemitteilung zum Release der neuen iPhones. Eine "bahnbrechende Sicherheitsfunktion" sei das, ist sich Apple sicher. So erkenne ein spezieller Sensor die G-Kräfte, die auf das Handy - und somit auf den Körper des Besitzers - wirken. G-Kräfte treten immer dann auf, wenn sich Geschwindigkeiten abrupt stark ändern. Wie bei Unfällen zum Beispiel. Daraufhin erscheint auf dem iPhone-Display eine Art Countdown und der Satz: "It looks like you've been in a car crash." Auf deutsch: "Es scheint, als hätten Sie einen Autounfall gehabt." Reagiert der Nutzer darauf nicht und ändert das auch ein Alarmton nicht, ruft das iPhone vorsichtshalber den Notruf. Schließlich könnte das Schweigen des Besitzers ja daher kommen, dass er oder sie bewusstlos ist. Gibt es sonst noch einen anderen Grund, warum man nicht auf sein Handy guckt?

85 Stundenkilometer und 54 Grad Gefälle: Höchstgefahr, urteilt das iPhone

Das Ganze hat nur einen Haken, den wohl auch "mehr als eine Million Stunden" Fahrdaten nicht haben beheben können. Solchen G-Kräften setzt sich mancher Mensch auch absichtlich und zum Spaß aus. In Achterbahnen zum Beispiel. Und so kam es, wie es wohl kommen musste: Sara White, eine 39-jährige Zahnärztin aus den USA, stieg in den "Mystic Timbers" ein, eine Achterbahn im Vergnügungspark Kings Island in Ohio. Während der etwa zweiminütigen Fahrt geht es da mit bis zu 85 Stundenkilometern und bis zu 54 Grad Gefälle bergab. Höchstgefahr, urteilte Whites iPhone. Und schlug Alarm, berichtet das Wall Street Journal.

Kein Wunder, die wenigsten checken während einer Achterbahnfahrt ihr Handy, und Alarmtöne verhallen im Gekreische leicht mal ungehört. Also folgt der smarte Algorithmus dem, was ihm aufgetragen wurde, und wählt den Notruf. Übrigens - zum Glück möchte man fast sagen - ist das iPhone 14 in Deutschland noch nicht so verbreitet. Zumindest ist der zuständigen Feuerwehr in München während des Oktoberfests "nichts über solche Notrufe aufgefallen oder bekannt".

Inzwischen hat Apple schon angekündigt, die Funktion weiter zu verbessern. Hoffentlich in die richtige Richtung. Nicht dass künftig stolpern, Aufzug fahren oder vom Rad absteigen zu Blaulichteinsätzen führt.

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