Apple:Frischzellen fürs iPhone

Dass der US-Konzern alte Akkus drosselt, brachte Verbraucher weltweit in Rage. In den USA reichten Nutzer Sammelklage ein, auch aus Frankreich gab es solche Drohungen. Jetzt macht das Unternehmen ein Friedensangebot.

Von Matthias Huber

Unter Android-Fans hält sich seit Jahren ein Gerücht: Apple bremst alte iPhones absichtlich aus, damit Nutzer neue Geräte kaufen. Kurz vor Weihnachten stellte sich heraus, dass der US-Konzern alte iPhones tatsächlich langsamer macht. Allerdings nicht mit der Absicht, so beteuert das Unternehmen, die eigenen Umsätze anzukurbeln. Der offizielle Grund lautet, dass abgenutzte Akkus die Prozessoren des Smartphones nicht mehr mit ausreichend Leistung versorgen könnten. Deshalb müsse das Gerät langsamer laufen. Apple-Nutzer fühlten sich dennoch hintergangen und reichten in den USA eine Sammelklage ein. In Frankreich schaltete sich ein Verbraucherverband ein und drohte ebenfalls mit juristischen Schritten. Jetzt macht der US-Konzern ein Friedensangebot und reduziert den Preis für einen Akkutausch. Was Verbraucher nun wissen müssen.

Wie funktioniert der Akkutausch und was kostet er?

Wer ein betroffenes Gerät besitzt, kann es entweder von einem Fachhändler zu Apple schicken lassen oder die Reparatur direkt in einem Apple Store vornehmen lassen. Dafür empfiehlt es sich, vorher telefonisch einen Termin zu vereinbaren, um sicherzustellen, dass ein Ersatzakku vorrätig ist. Dann sollte es nach Angaben von Apple im Normalfall möglich sein, das Gerät noch am selben Tag wieder mit nach Hause zu nehmen. Für diesen Service verlangt das Unternehmen außerhalb der Garantiezeit normalerweise 89 Euro in Europa und 79 Dollar in den USA. Bis Ende 2018 reduziert Apple den Preis auf 29 Euro beziehungsweise 29 Dollar. Wer sich die Bastelei zutraut, kann sich auch selbst an einem Akkutausch versuchen, im Netz finden sich dazu diverse Anleitungen. Allerdings verfällt damit jeglicher Garantieanspruch.

Was bedeutet das für die Daten auf dem Smartphone?

Nutzer sollten ihre Daten unbedingt vorher sichern. Im Normalfall reicht dafür eine Sicherungskopie über den iCloud-Service von Apple. Wenn Kunden den Apple-Mitarbeitern nicht vertrauen, können sie die Daten auch zeitweise löschen und nach dem Akkutausch wiederherstellen. Immerhin geben Nutzer das Gerät womöglich für mehrere Stunden aus der Hand. Falls sie das Gerät einschicken, dann empfiehlt auch Apple selbst, vorher alle Daten aus dem Speicher zu löschen.

Um welche iPhone-Modelle geht es?

Aktuell bietet Apple den günstigeren Batterietausch nur für iPhone 6, 6s und 7 an. Allerdings klagten Nutzer auch schon bei älteren Modellen sowie bei iPads darüber, dass die Geräte mit der Zeit langsamer würden. Das könnte aber auch darauf zurückzuführen sein, dass neuere Versionen des Betriebssystems iOS die Hardware der alten Geräte überfordern.

Woran erkennen Kunden, ob ihr iPhone gedrosselt wird?

Bislang sehen betroffene iPhone-Besitzer keinen Hinweis, dass ihr Gerät langsamer läuft. Softwareentwickler John Poole wies die Drosselung nach, indem er mit einem selbst geschriebenen Programm die Geräteleistung maß. Allerdings reduziert iOS die Systemleistung auch dann vorübergehend, wenn der Akku aus anderen Gründen weniger Energie liefert. Das kann etwa im Winter bei niedrigen Temperaturen der Fall sein. Technisch ist das nachvollziehbar, für die Nutzer aber intransparent. Apple verspricht Besserung: Man arbeite an einem Software-Update, mit dem iOS bald mehr Informationen über den Zustand des iPhone-Akkus anzeigen soll.

Wann lohnt es sich also, den Akku tauschen zu lassen?

Akkus sind Gebrauchsgegenstände und verlieren mit der Zeit an Kapazität. Wer Smartphones oder Tablets regelmäßig nutzt, muss sich auf kürzere Laufzeiten einstellen.

Wie lange ein Akku hält, hängt von vielen Faktoren ab. In modernen Elektrogeräten sind meist Lithium-Ionen-Akkus verbaut, die besonders unter starker Hitze und hohen Ladespannungen leiden. Wer seinen Akku schonen will, sollte Smartphones nach Möglichkeit zwischen 20 und 80 Prozent Ladestand halten. Tiefenentladungen und Ladevorgänge auf 100 Prozent verschleißen den Akku überproportional stark. Außerdem empfiehlt es sich, das Handy im Sommer vor der prallen Sonne zu schützen und vor dem Laden abkühlen zu lassen. Ab welchem Grad der Abnutzung die Drosselung von iOS greift, ist nicht bekannt.

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