Apple-Event:Diese Geräte könnte Tim Cook vorstellen

Apple-Event im Bill Graham Civic Auditorium in San Francisco

Vor 7 000 Zuschauern wird Tim Cook im Bill Graham Civic Auditorium in San Francisco die neuen Apple-Produkte vorstellen.

(Foto: dpa)

Für Apple-Fans ist heute Weihnachten. Neben dem iPhone 6s und einem neuen Betriebssystem könnte es das berühmte "one more thing" geben.

Von Simon Hurtz

"Hey Siri, give us a hint." Mit diesem Slogan lud Apple Ende August Medienvertreter zur Keynote am 9. September ein. Doch vom Datum abgesehen ist offiziell noch nichts bekannt. Wer Siri dazu auffordert, mehr zu verraten ("Siri, give me a hint"), wird spöttisch vertröstet: "Du wirst dich schon gedulden müssen. Ich wette, du warst eines dieser Kinder, die sich die Treppe runter geschlichen haben, um vorzeitig ihre Geschenke zu öffnen, stimmt's?" Eine andere Antwort, die wohl die Erwartungshaltung weiter anheizen soll: "Man munkelt, am 9. September ist etwas Großes im Busch."

Wie üblich gibt sich Apple also zugeknöpft - und wie üblich haben sich Tech-Reporter und Insider-Blogs nicht damit zufriedengegeben und die Gerüchteküche seit Wochen angeheizt. Apple freut sich über die kostenlose Werbung, Apple-Fans freuen sich über ständig neue Informationshäppchen zu ihren Lieblings-Gadgets.

Eines steht jedenfalls schon fest: Die Keynote beginnt am heutigen Mittwoch um 19 Uhr deutscher Zeit und wird auf der Apple-Homepage per Livestream für alle iOS- und OS-X-Nutzer übertragen. Windows-Nutzer brauchen dafür Microsofts neuen Edge-Browser unter Windows 10, Besitzer von Linux-Rechnern und Android-Smartphones bleiben gänzlich außen vor.

Alternativ zum Livestream bietet die SZ auch einen Liveticker an, in dem wir die Keynote begleiten und alle wichtigen Aussagen und Produktvorstellungen bündeln. Wenn man die wilden Spekulationen von den realistischen Prognosen trennt, ist dabei mit diesen Dingen zu rechen:

iPhone 6s

Was für Google die Websuche ist, ist für Apple das iPhone: absolut unersetzlich. Bei einer kolportierten Gewinnmarge von etwa 70 Prozent sorgen die Smartphone-Verkäufe für mehr als die Hälfte des gesamten Profits. Diese Cash Cow will gefüttert werden, und so wird Apple heute die neunte iPhone-Generation vorstellen.

Wie seit dem iPhone 4 üblich, gibt es eine Zwischenversion: Auf das iPhone 6 folgt also nicht Nummer sieben, sondern 6s. Statt bahnbrechender neuer Features dürfte es eine Reihe an Überarbeitungen und Detail-Verbesserungen geben. Die wichtigsten im Überblick:

  • Wie bei der Apple Watch und dem Trackpad des neuen Macbooks soll beim iPhone 6s "Force Touch" zum Einsatz kommen. Je nach Stärke des Drucks reagiert der Touchscreen unterschiedlich, was die Bedienung vereinfachen und beschleunigen soll. Angeblich wird es erstmals drei unterschiedliche Druckstufen geben, Apple nennt die Technologie "3D Touch Display". (9to5 Mac)
  • Eines der zentralen Upgrades betrifft die Kamera: Zum ersten Mal seit vier Jahren wird die Auflösung erhöht, von 8 auf nun 12 Megapixel. Erwartet werden auch ein optischer Zoom und ein optischer Bildstabilisator. Außerdem unterstützt das iPhone 6s 4K-Videos und erhält eine Display-Blitz-Funktion für besser ausgeleuchtete Selfies und Videotelefonie mit der Frontkamera. (9to5 Mac)
  • Insbesondere die hochauflösenden Videos benötigen ausreichend Prozessor-Leistung, deshalb kommt das iPhone 6s mit dem neuen A9-Chip, der deutlich schneller sein soll als das Vorgänger-Modell. (9to5 Mac)
  • Leistungssteigernd dürfte auch die kolportierte Verdopplung des Arbeitsspeichers auf 2 GB RAM wirken. Dadurch lassen sich mehr Apps und Browser-Tabs gleichzeitig öffnen, ohne dass es zu spürbaren Geschwindigkeitseinbußen kommt.
  • Neben den bestehenden Varianten Grau, Silber und Gold wird es das iPhone 6s und das iPhone 6s Plus wohl in der der Farbe "Rose Gold" geben. (9to5 Mac)
  • Die animierten Hintergründe der Apple Watch halten aller Voraussicht nach Einzug auf dem Smartphone. (9to5 Mac)
  • Keine großen Veränderungen gibt es bei den Abmessungen: Entgegen dem Trend zu immer dünneren Geräten werden iPhone 6s und 6s Plus minimal mehr Platz in der Hosentasche beanspruchen als ihre Vorgänger. Das liegt an einem neuen Material (7000-Series-Aluminium), das Verbiegen (Stichwort "Bendgate") verhindern soll. Dementsprechend unverändert bleiben auch die Display-Größen, also 4,7 (6s) bzw. 5,5 Zoll (6s Plus). Eine gute Nachricht also für neuerwerbswillige iPhone-6-Besitzer: Vermutlich passen die alten Hüllen weiterhin ...
  • ... wobei die Freude nur kurz anhalten dürfte. Die Preise für das iPhone bleiben voraussichtlich unverändert, sodass die gesparten 20 Euro für das Etui nur noch marginal ins Gewicht fallen. 699 Euro werden für die günstigste Variante fällig, das iPhone 6s Plus mit 128 GB Speicherplatz kostet 999 Euro und ist damit das teuerste Modell. (Trusted Reviews)
  • Für 699 Euro wird man nach wie vor nur 16 GB Flash-Speicher bekommen. Für die Kunden ist das ärgerlich: Alleine das Betriebssystem und einige installierte Apps beschlagnahmen bereits etliche Gigabyte, für Fotos oder Musik bleibt dann kaum noch etwas übrig. Für Apple ist es logisch: Je größer der Speicherplatz, desto größer die Profitmarge. Man will also lieber 64- oder 128-GB-Geräte verkaufen, ein Upgrade des Einstiegsmodells von 16 auf 32 GB (bei gleichbleibendem Preis) wäre ökonomisch nicht sinnvoll. (Cnet)
  • Wer ein neues iPhone will, aber keine 699 Euro ausgeben möchte, geht leer aus. Das iPhone 5c soll vermutlich aus dem Portfolio genommen werden und keinen direkten Nachfolger bekommen, zumindest nicht mehr dieses Jahr. (9to5 Mac)

Neue iPads, Apple TV und mehr

iPad Pro und iPad Mini

Während das iPhone eine einzige Erfolgsgeschichte ist, hat der Absatz des iPads mittlerweile nachgelassen. Mit kosmetischen Überarbeitungen der bestehenden Modelle ist es also nicht getan, ein neues Produkt muss her. Das voraussichtlich iPad Pro genannte Gerät soll neue Käuferschichten erschließen und wird sich an Business-Kunden und anspruchsvolle Nutzer richten, die ihr Tablet nicht nur zum Medienkonsum, sondern auch zum Arbeiten einsetzen wollen.

Apple-Experte John Gruber hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass heute Abend ein neues iPad vorgestellt wird. Er sagt dafür ein zusätzliches Event im Oktober voraus. Das für gewöhnlich gut informierte Apple-Blog 9to5 Mac geht jedoch von einer Präsentation des iPad Pro aus und rechnet mit folgenden Spezifikationen für das mögliche one more thing:

  • Das 12,9-Zoll-große Display soll internen Quellen zufolge ein "Monster" sein und wird erstmals einen echten Splitscreen-Modus unterstützen, wodurch zwei Fullscreen-Apps nebeneinander angezeigt werden können.
  • Im Gegensatz zu den Consumer-iPads wird es keine 16-GB-Version geben, sondern lediglich ein 64- und ein 128-GB-Modell.
  • Die Farbauswahl bleibt auf die bewährten Gold-, Silber und Grautöne beschränkt, die neue Farbe "Rose Gold" bleibt iPhone-exklusiv.
  • Vier Lautsprecher sollen für Stereo-Sound sorgen.
  • Als Zubehör wird erstmals bei Apple Tablets ein Force-Touch-kompatibler Eingabestift verkauft, außerdem werden zwei unterschiedliche Tastaturen erhältlich sein.
  • Der Wermutstropfen: der Preis. Das Spitzenmodell mit LTE-Chip dürfte sich im Bereich des aktuellen Macbooks bewegen, also in deutlich vierstelligen Regionen. Nutzer müssen sich entscheiden, ob sie ein großes iPad mit externer Tastatur oder lieber ein kleines Macbook wollen.
  • Ein bisschen Zeit für die Entscheidungsfindung bleibt noch, denn die Produktion des iPad Pro verzögert sich. Zwar wird Apple bereits von Oktober an Vorbestellungen entgegennehmen, die ersten Tablets dürften jedoch nicht vor Ende November verschickt werden.
  • Außerdem dürfte das iPad Mini eine Generalüberholung verpasst bekommen. Es soll dünner und leistungsfähiger werden, Splitscreen-Apps unterstützen und eine bessere Kamera bekommen.

Apple TV

Apples Set-top-Box ist seit drei Jahren unverändert auf dem Markt, dementsprechend umfangreich fällt das überfällige Update aus.

  • Die New York Times berichtet, dass Apple im Revier von Nintendo wildern will: Die neue Generation des Apple TV soll demnach auch eine Spielekonsole für Casual-Gamer werden. Das Gerät dürfte keine Konkurrenz für Xbox One und Playstation 4 werden, sondern eher Gelegenheitsspieler mit geringeren Ansprüchen und eingeschränktem Budget ansprechen.
  • Für das neue Apple TV wird es einen App Store und ein Software Development Kit geben, mit dem Entwickler wie bei iPhone und iPad Apps programmieren können. Damit könnten auch Medien und Fernsehsender eigene Channels in Apple TV einspeisen, angeblich entwickelt auch Persicope bereits eine App für Apple TV.
  • Erstmals hält die digitale Assistentin Siri Einzug ins Wohnzimmer, Apple TV wird sich also per Spracheingabe steuern lassen und auf bestimmte Befehle reagieren.
  • Auch die Hardware wird kräftig überholt: Eine neue Prozessor-Generation (eine Dual-Core-Version des im iPhone 6 verbauten A8-Chip) und verdoppelter Arbeitsspeicher sollen für mehr Geschwindigkeit sorgen.
  • Der Einstiegspreis soll bei 149 Dollar liegen, über einen Euro-Preis ist noch nichts bekannt.

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