Süddeutsche Zeitung

Apple Computer:Musik in den Ohren von Steve Jobs

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Apple-Chef Steve Jobs hat in San Francisco die Macworld eröffnet und verspricht ein "weiteres großartiges" Mac-Jahr. Mit dem iPod mini will Apple seine Dominanz bei MP3-Spielern ausbauen.

Von Antonie Bauer

(SZ vom 8.1.04) — Apples Stellenwert in der Welt der Computer ist bescheiden: Der Nischen-Produzent aus Cupertino gilt als fein, aber klein; entgegen gelegentlichen vollmundigen Ankündigungen ist er weit davon entfernt, die Dominanz von Intel-Prozessoren und Microsoft-Programmen zu brechen.

Um so mehr muss Vorstandschef Steve Jobs seine Erfolge in der Musikwelt genießen: Der Apple-Chef erklärte zur Eröffnung der Macworld in San Francisco, der virtuelle Musikladen iTunes habe schon 30 Millionen Songs verkauft; damit habe das Unternehmen bei den legalen Downloads einen Marktanteil von 70 Prozent, und der Abstand zur Konkurrenz wachse.

David und Goliath

Auch bei MP3-Spielern hat Apple seine übliche David-Rolle mit der von Goliath vertauscht: Im vergangenen Quartal hat es 730000 der so genannten iPods abgesetzt, Jobs zufolge war es im Oktober und November mit 31 Prozent aller verkauften Geräte und 55 Prozent aller Umsätze Branchenführer.

Das scheint dem musikbegeisterten Vorstandschef noch nicht zu reichen. Fast den gesamten Rest des Marktes teilten sich derzeit Hersteller von Geräten mit Flash-Speichern, sagte Jobs; auf die 31 Prozent aller Verkäufe, die auf höherwertige Varianten mit besserer Speicherkapazität entfallen, habe er es abgesehen - er werde sie auslöschen, versprach der Apple-Chef.

Kein Volks-iPod

Seine Waffe: der neue iPod mini, eine abgespeckte Version im Kreditkartenformat mit vier Gigabyte Speicher auf einer kleinen Festplatte, genug für 1000 Songs. Entgegen den Gerüchten vor Beginn der Macworld ist allerdings auch der neue Winzling kein echter Volks-iPod.

Immerhin kostet er 249 Dollar, Europäer müssen sogar 299 Euro dafür hinblättern. Beim Design dürfte Apple der Konkurrenz deutlich voraus sein, beim Preis kann sie mithalten: Konkurrent Rio hat am selben Tag ein ebenfalls 249 Dollar teures Modell mit der selben Kapazität vorgestellt, Dells digitale Jukebox kostet auch nicht mehr und speichert sogar 15 Gigabyte.

Keine neuen Computer

Auch bei den anderen Neuerungen, die Jobs sonst auf der Macworld ankündigte, ging es vornehmlich um Musik. Die Speicherkapazität der 299 Dollar teuren iPod-Version wird um fünf Gigabyte auf 15 Gigabyte aufgestockt, das Softwarepaket iLife weiter angereichert.

Hobbymusiker können sich auf das neue Programm GarageBand freuen, das den Mac in ein Musikinstrument oder sogar in ein komplettes Tonstudio verwandelt.

Wer allerdings auf neue Computermodelle oder Verbesserungen bei den alten gehofft hatte, wurde enttäuscht: Apple hat nur die Server und Speichersysteme für Unternehmen aufgemotzt, für den normalen Macfan gab es abgesehen von Software nichts Neues.

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