Appell für "digitale Rechte":560 Schriftsteller protestieren gegen Überwachung

Günter Grass, T. C. Boyle, Orhan Pamuk: 560 internationale Autoren wenden sich in einem gemeinsamen Aufruf gegen die Überwachung der Bürger durch Staaten und Konzerne. Damit bekommt der Protest gegen die Praktiken von NSA und anderen Geheimdiensten erstmals auch eine prominente Dimension außerhalb des Internets.

Schriftsteller aus aller Welt haben sich in einem gemeinsamen Aufruf gegen die Überwachung durch Geheimdienste ausgesprochen. Sie fordern ein Regelwerk, das die digitalen Rechte der Menschen schützen soll. Unterzeichnet wurde das Schreiben von 560 Literaten aus 83 Ländern, darunter international bekannte Schriftsteller wie Günter Grass, T. C. Boyle, Orhan Pamuk oder Umberto Eco. Der Aufruf wurde in 32 Zeitungen veröffentlicht, unter anderem in der FAZ.

Die Autoren fordern, die Demokratie in der digitalen Welt zu verteidigen. Durch die Überwachung sehen sie Grundrechte wie etwa die Gedanken- und Meinungsfreiheit verletzt.

"Eine der tragenden Säulen der Demokratie ist die Unverletzlichkeit des Individuums. Doch die Würde des Menschen geht über seine Körpergrenze hinaus. Alle Menschen haben das Recht, in ihren Gedanken und Privaträumen, in ihren Briefen und Gesprächen frei und unbeobachtet zu bleiben. Dieses existentielle Menschenrecht ist inzwischen null und nichtig, weil Staaten und Konzerne die technologischen Entwicklungen zum Zwecke der Überwachung massiv missbrauchen."

Jeder Bürger müsse das Recht haben, mitzuentscheiden, in welchem Ausmaß seine Daten gesammelt, gespeichert und ausgewertet werden - Staaten und Konzerne müssten diese Rechte respektieren. Zudem rufen die Autoren die Vereinten Nationen auf, eine verbindliche "Internationale Konvention der digitalen Rechte" zu verabschieden.

Einzelne Schriftsteller haben in persönlichen Statements ihre Beweggründe für den Appell erklärt. So schreibt T. C. Boyle etwa:

"Während wir schliefen, haben die Maschinen die Welt übernommen, genau wie es die alten Science-Fiction-Filme voraussagten. Regierungen bauen und betreiben die Maschinen, und die Maschinen sammeln Daten, die immer missbraucht werden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: