Oft sind die Wahlen in Lobbyverbänden ja ausgemachte Sache. Es gibt einen Kandidaten oder eine Kandidatin, und die Person wird dann auch gewählt, entweder mit großer oder mit mittelgroßer Mehrheit. Richtige Gegenkandidaten gibt es häufig erst gar nicht. Anfang Dezember beispielsweise wurde Hans-Peter Hubmann, Apotheker aus Kulmbach, mit großer Mehrheit als Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) bestätigt. Und so sollte es eigentlich auch am Mittwoch laufen. Gabriele Regina Overwiening stellte sich zur Wiederwahl als Präsidentin der Abda, der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Und scheiterte. Einen zweiten Wahlgang sieht die Satzung nicht vor. Im ersten Wahlgang stimmten 52 Prozent der Mitglieder gegen sie. Binnen sechs Wochen, so teilte die Abda mit, soll nun ein neuerlicher Versuch unternommen werden. Overwiening will nicht mehr antreten, sagte sie am Abend in einem virtuellen Pressegespräch. Zu den Gründen für ihr Scheitern wollte sie sich nicht äußern. Sie habe im Vorfeld der Mitgliederversammlung eine künstliche Intelligenz gefragt, und die habe sich positiv über die Arbeit der Abda geäußert. Die Abda ist ein Dachverband. Ihre Mitglieder sind wiederum Dachverbände: die 17 Landesapothekerkammern und die 17 Landesapothekerverbände. Das Gewicht in der Abstimmung hängt dabei davon ab, wie viele Apotheken in der jeweiligen Region beheimatet sind.
Overwiening hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach immer wieder heftig für seine geplante Apothekenreform kritisiert. Diese sieht zwar eine Erhöhung des Fixums vor, also des Betrags, den die Apotheken pro verkaufter Packung eines verschreibungspflichtigen Medikaments bekommen, aber auch Standorte, an denen nicht permanent eine Apothekerin vor Ort sein muss. Die Reform gehört zu seinen in dieser Legislaturperiode nicht erledigten Vorhaben.
Die Apotheken vor Ort stehen wirtschaftlich unter Druck. Ihre Zahl sinkt weiter. Overwiening schließt nicht aus, dass sie in diesem Jahr unter die Marke von 17 000 sinkt oder zumindest daran kratzt.

