Apollo soll helfen:Infineon holt sich Heuschrecke ins Haus

Der US-Finanzinvestor Apollo steht unmittelbar vor einem Einstieg beim gebeutelten Chiphersteller Infineon. Apollo gilt als besonders aggressiv.

Infineon in Geldnot - und der US-Finanzinvestor Apollo soll helfen. Die Amerikaner stehen unmittelbar vor einem Einstieg beim gebeutelten Chiphersteller Infineon. Der Aufsichtsrat des Münchner Unternehmens habe eine Kapitalerhöhung beschlossen, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen in der Nacht zum Freitag.

Reinraum-Roboter, dpa

Infineon kommt aus den Problemen nicht heraus. Jetzt soll ein Finanzinvestor helfen. Im Bild: Ein Reinraum-Roboter.

(Foto: Foto: dpa)

Der in mehreren Fällen durch sein aggressives Auftreten aufgefallene US-Investor wolle sich mit bis zu 29 Prozent an dem im TecDax gelisteten Konzern beteiligen, sagte eine der Personen. Das Vorhaben solle spätestens Anfang nächster Woche bekanntgegeben werden. Infineon lehnte eine Stellungnahme ab und erklärte nur, man äußere sich nicht zu Refinanzierungsfragen.

Der Investor garantiere, alle Aktien aus der Kapitalerhöhung um rund 325 Millionen neue Papiere zu übernehmen, bei denen die anderen Aktionäre nicht zugriffen, hieß es in den Kreisen. Die Financial Times Deutschland bezifferte den Angebotspreis auf je 2,15 Euro.

700 Millionen Euro für die Kasse

Damit würden Infineon rund 700 Millionen Euro in die Kasse gespült. Am Donnerstag hatte die Infineon-Aktie bei 2,58 Euro geschlossen. Apollo strebt dem Bericht zufolge einen Anteil von mindestens 15 Prozent an. Damit würden die Amerikaner den Fonds Dodge & Cox (10,03 Prozent) als größten Aktionär ablösen.

Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley und Vorstandschef Peter Bauer hätten sich in den vergangenen Tagen für den Einstieg von Apollo starkgemacht, berichtete die Zeitung. Die Summe sichere Infineon einen Kapitalpuffer für schwere Zeiten. Möglicherweise werde Apollo zwei Mitglieder in den Aufsichtsrat entsenden und dort sogar den Vorsitzenden stellen. Kley hatte seinen Rückzug zur nächsten Hauptversammlung Anfang 2010 angekündigt.

Infineon steckt tief in der Verlustzone, hatte Anfang der Woche aber die Börse mit dem Verkauf seines Geschäfts mit Chips für die Festnetz-Telekommunikation an den Fonds Golden State Capital überrascht und damit den Kurs nach oben getrieben.

Die Sparte galt als Tafelsilber von Infineon. Kreisen zufolge hatte sich das Unternehmen zuletzt um Staatsbürgschaften über bis zu 750 Millionen Euro bemüht, um im kommenden Jahr Anleihen über 600 Millionen Euro durch neue Kredite ablösen zu können. Ob dieser Plan mit dem Einstieg des Investors hinfällig ist, war zunächst unklar.

Finanzinvestoren wie Apollo hatten in der Vergangenheit stets auf die Übernahme von Mehrheitsbeteiligungen gepocht.

Dafür fehlt aber durch die eingeschränkten Möglichkeiten zur Beschaffung von Fremdkapital derzeit die Gelegenheit. Zuletzt war Apollo als Aufkäufer von faulen Unternehmenskrediten am Sekundärmarkt aufgefallen, so beim Baustoffhersteller Monier ("Braas") und der Holding der Pro-Sieben-Eigentümer, Lavena.

Bei Monier hatte sich Apollo kürzlich mit dem Plan durchgesetzt, Schulden in Eigenkapital zu tauschen. Nun gehört dem Unternehmen zusammen mit zwei verbündeten Fonds die Mehrheit an dem Dachpfannen- und Schornsteinhersteller aus Oberursel bei Frankfurt.

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